Ich bin genug. Oder: Prominent speisen in Esch sur Sûre

Wie es gelingen kann, sich selbst zu genügen: Der Entkopplung auf den Grund gehen, die es schafft, sich minder zu fühlen allem Erreichten und aller Hochleistung zum Trotz.

Nach einer anstrengenden Woche brechen wir auf zu einem verlängerten Wochenende nach Luxemburg. Auf Empfehlung von Freunden, die dort in einem kleinen verwunschenen Ort in eine andere Zeit abgetaucht waren. Davon schwärmten sie. Auch von den wunderbaren Speisen, mit Liebe zubereitet, wahrhaft gekonnt, in warmherziger Atmosphäre. Und von einem international bekannten Schauspieler, den sie dort gesehen hatten, ohne uns seinen Namen zu verraten.

In trutzigem Gewölbe erwartet uns abends ein alter Tisch. Aufs Feinste gedeckt, die sieben Gänge zu empfangen, die uns angekündigt sind. Dreisprachig, versteht sich. Die Karte studiere ich nur auf Französisch, obwohl ich wenig davon verstehe. Mich aber gern vom geheimnisvollen Klang dieser Speisen inspirieren lasse, um von jedem Gang neu überrascht zu werden. Wie meine Freundin auch.

Bald sind die Themen der Arbeitswoche verflogen, schweife ich mit meinen Gedanken hier- und dorthin, lasse mich gerade vom Wohlgeschmack der Gänseleberpastete verzücken und genieße das leise Glück vertrauter Gesellschaft. Gänzlich ungestört, bis sich am Nebentisch vier neue Gäste einfinden, deren Verabredung offenbar anderen Absichten folgt.

Und ich, noch neu in der Kunst kulinarischer Selbstversenkungen dieser Art, bin mit meiner Aufmerksamkeit bald statt bei mir und meinem Genuss nur noch am Nebentisch. Was meine Konzentration für’s nahe Köstliche sichtlich mindert, ich’s aber nicht lassen kann. Denn die geballte Häufung von Beratungsthemen der Woche will sich hier szenisch fortsetzen.

Zwei Paare, scheint es, sind da zusammengekommen. Man ist einander zugetan, wohl sehr vertraut. Was schmerzlich ist und schwer verdaulich, kommt hier zu allen Leckereien parallel gleich mit auf den Tisch. Groß genug ist er ja, denke ich, und höre schon die Worte deutlich, wenngleich nur geflüstert, den Weg durch meine Gehörgänge mir mitten ins Herz wandern.

„Ich verstehe das nicht“, sagt der gutaussehende Vierzigjährige mit Dreitagebart. „Ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Wirklich alles, aber dieses elende Gefühl will einfach nicht verschwinden. Wie kann man sich nur so klein fühlen und gleichzeitig so erfolgreich sein?!“

Seine Partnerin legt wie tröstend ihre Hand auf die seine: „Wir brauchen das alles nicht, ich könnte auch wie damals wieder in der kleineren Stadtwohnung leben. Das ist doch wichtig sich klarzumachen, um diese Angst loszuwerden, der Erfolg könnte sich plötzlich wie in nichts auflösen. Wir haben doch uns!“

„Ich weiß, Schatz“, sagt er und erwidert ihre Berührung liebevoll. „Aber ich könnte mir das nicht verzeihen, zu scheitern. Das würde sich für mich anfühlen wie ein Todesurteil, ich bin mir sicher. Als würde ich jeden Lebenswert verlieren, wenn ich es nicht bringe. Das ist schrecklich, ich weiß, aber ich bin da in mir irgendwie wie gefangen.“

„Du machst doch immer mal Seminare, hilft das denn nichts“, wirft da der andere ein, besser rasiert. „Obwohl, dieses Gefangenending, das kenn ich auch. Nicht aus der eigenen Haut zu können. Das ist der Killer. Da ist so leicht nicht dranzukommen. Das braucht auf die Dauer mehr als nur drüber zu reden, ich bin mir sicher.“

„Ganz bestimmt!“, sagt seine Partnerin. „Ihr könnt einfach nicht zulassen, euch dieser Angst weiter zu versklaven, das ist doch Horror. Noch ein Auto, noch eine Wohnung, noch eine Fernreise und dennoch nie zur Ruhe kommen. In dem Hamsterrad verliert ihr euch selbst und alle anderen immer mehr aus dem Blick, verdammt einsam!“

Und fast wäre ich mit diesem Stichwort selbst wieder in das Karussell meiner letzten Woche eingestiegen, hätte uns nicht das helle Klingen eines kleinen Glöckchens auf andere Gedanken gebracht. „John Malkovich!“, da fällt der Groschen, denn die glöckchenläutende Gestalt zeigt sich uns als Glatzkopf ohne Brille, freundlich lächelndes Gesicht.

Da bin ich wieder ganz bei mir. Ihm wirklich dankbar. Rechtzeitig von diesem Mann zum nächsten Gang abgeholt. Wo ich mir selbst grad nicht helfen konnte, den Versuchungen der Bedürftigkeit zu widerstehen. Bin darin ganz schön gefangen, denke ich noch. Und höre schon seine Stimme mir sanft sagen: „It’s but illusion!“

Aber das war in einem anderen Film.

 


TIPP:
www.hotel-de-la-sure.lu 
und dort dann auch speisen im
hauseigenen Restaurant
"Comte Godefroy"

 

AKTUELLER HINWEIS:

Einfach Lösungen finden durch Coaching mit DreamGuidance.
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Ab der kommenden Woche ist der Beitrag von Anita Horn
auch auf der COP-homepage abrufbar:
http://www.cop-morrien.de/presse_echo.html

SPIEGEL ONLINE: Lustlos im Job. Karriere im Tiefschlaf
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http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,474821,00.html

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