Drei Wünsche frei

Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter der Rubrik „Kleine Brötchen“ mit der Frage „Wer braucht schon Frauen?“ Senior Coach Birgitt E. Morrien beinah aus der Ruhe gebracht hätte. Wäre sie nicht so frei, sich Fragen zu stellen, die Neues aufdecken.

Was ich mir gern leisten würde, aber leider nicht kann, ist, darauf zu verzichten, Feministin zu sein.

Eine Welt jedoch, in der zwar siebzig Prozent aller Arbeit weltweit von Frauen verrichtet wird, aber nur ein Prozent des Weltvermögens in Frauenhand ist, beschert mir Sonntagszeitungen wie diese, die larmoyant danach fragt, wer schon Frauen brauche.
Um anschließend den Frauenmangel in Mount Isa, einem kleinen australischen Ort zu thematisieren. Der dortige Bürgermeister, selbst weder jung noch attraktiv, will durch gezieltes Anwerben „schönheits-behinderter“ Frauen kompensieren. Woran diese zu erkennen sind, wird allerdings nicht definiert, wohl aber vom Journalisten kolportiert, dass selbst einem Hartz IV-Empfänger womöglich „keine Frau immer noch lieber sei als eine hässliche.“

Das kommt recht lustig daher und vermittelt so ganz nebenbei, dass in der Statushierarchie dieser Gesellschaft ein jeder Mann Deutungshoheit über das Ansehen des Weiblichen hat. Darin sind sich Schreiber und Blattmacher offenbar einig. Warum sonst finde ich in der angrenzenden Themenübersicht außer dem kleinen Konterfei der Kanzlerin kein einziges Bild einer Frau?

Nun spielen aber bekanntlich Frauen im Leben dieser Welt eine wichtige Rolle, was die bereits erwähnte globale Arbeitsverteilung zu ihren Ungunsten sicherlich deutlich gemacht hat. Auch auf unserem 40-sten Geburtstag gestern Abend waren viele Frauen, fast ausnahmslos Mütter, ohne die das Leben ja rein biologisch schlichtweg nicht weiter ginge.

Das wissen natürlich auch die in den Fortbestand der Art involvierten Männer, jene mir bekannten Väter dieser Party. Und auf die systematische mediale Ausblendung weiblicher Mitarbeit am gelingenden globalen Ganzen in der sonntäglichen Zeitung angesprochen, würden sie meine Irritation sicherlich teilen. Nur zur kritischen Initiative reicht es dann doch nicht, warum ich die Empörung doch wieder selbst in die Hand nehmen muss.

Was man mir schließlich, wie ich wohl weiß, kaum danken wird. Macht doch mein Hinweis auf wirklich unerträgliche Umstände aufmerksam und ist drum lästig. Und weil das so ist, dürfen auch kommende  Sonntagszeitungen, ungestört von jeglicher Intervention, Frauen zumindest im Feuilleton im großformatigen Portrait zeigen, traurig, weil nur noch durch einen Türspalt von einem grimmig dreinschauenden Mann getrennt, der ihr bereits den Revolver drohend an die Schläfe hält. Schuld ohne Sühne, lautet der Titel neben dem Foto. Gott sei Dank aber zeigt das nur das Standfoto aus einem alten Spielfilm.
 
Hätte ich drei Wünsche frei, würde erstens die Frau mit einem Tritt flugs die Tür zuknallen. Käme zweitens der Grimmige durch den Schock zur Besinnung. Und entstünde drittens ein neuer Mythos würdevoller Weiblichkeit, auf allen Kanälen sichtbar als gleiches Recht für beide! 

Anmerkungen:

1.     Kleine Brötchen: Wer braucht schon Frauen?
Beitrag von „sek.“, FAS-Mitarbeiter, am 24.8. auf Seite 2 / Politik

2.     Die Aufteilung von Frauenarbeit und der Anteil von Frauen am Weltvermögen liegt meines Wissens seit langer Zeit beständig in etwa dieser Größenordnung.
http://www.monde-diplomatique.de/pm/.atlas3

3.     John Molony, Bürgermeister von Mount Isa, Australien.

4.     Das Foto der bedrohten Frau zeigt Barbara Hershey und Dennis Hopper in der Verfilmung von Pete Dexters Roman „Paris Trout“ aus dem Jahr 1991.

Kontakt:

www.cop-morrien.de

 

Ein Gedanke zu “Drei Wünsche frei

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