„Die Spaltung der Geschlechter aufheben, die sich im Sexismus ausdrückt; Dann die Spaltung von Tag- und Nachtwissen aufheben, die sich in der einseitigen Schulung der Ratio ausdrückt. Und drittens die Spaltung von Intellekt und Emotion aufheben zu Gunsten geistreicher Leidenschaft.“ Birgitt Morrien
Marlis Prinzing, promovierte Journalistin, hat mir Fragen gestellt über meine Erfahrungen mit dem mongolischen Schamanen und Autoren Galsan Tschinag. Das obige Zitat stammt aus diesem Interview. Prinzing wird in den nächsten Monaten bei Ullstein ein Buch* herausgeben, in dem sie an konkreten Beispielen Tschinags Wirken als Kommunikator zwischen östlichem und westlichen (Heil-)Wissen beschreibt.
Anlässlich einer unmittelbar bevorstehenden Lesereise des bekannten Schriftstellers folgt hier Prinzings Zusammenfassung des Interviews mit mir als Vorabdruck.
Marlis Prinzing:
Birgitt Morrien arbeitet als Coach, Inspiratorin und Supervisorin. Sie studierte Kommunikationswissenschaft, ist Journalistin und PR-Expertin. Sie entwickelte „DreamGuidance“, ein Konzept für Wege zu „typgerechtem“ Erfolg, arbeitet nach Prinzipien des „Core Shamanism“ und wendet u.a. psychoanalytische Techniken an. Eine Freundin wies sie auf ein Seminar mit Galsan Tschinag hin.
Sie erwartete Infotainment: Unterhaltung, verbunden mit Informationen zum schamanischen Arbeiten in der mongolischen Tradition, und war beeindruckt: „Galsan Tschinag verbindet auf überzeugende Art das Wissen eines Schamanen mit der Didaktik eines westlichen Trainers.“ Ihre zweite Hoffnung verbindet sie mit Beate Benz` Kritik. Birgitt Morrien vermisst „Sinn und Schulung für sexistische Fragestellungen. Da täte Fortbildung sicher Not, zumal er vorwiegend Frauen als Gäste in seinen Weiterbildungen begrüsst.“
Für sie persönlich wurde Galsan Tschinag zum Vorbild in „frecher Disziplin“. Die brauche man, um nachhaltig auf andere zu wirken. Ein Besuch in der Mongolei und die Zeit dort mit ihm veranlassten sie zudem, in ihren Berufsalltag europäische Traditionen des Schamanismus einzuflechten. Für den Hohen Altai angemessene Arbeitsweisen lassen sich aber nicht einfach nach Westeuropa transferieren, behauptet sie. Ein „zeitgemässer Mix aus europäischer Mystik und asiatischem Schamanismus“ sei nötig.
(…)
„Eine Schamanin ist eine, die auf der Schwelle tanzt“, definiert Birgitt Morrien. Auf der Schwelle zwischen zwei Abgründen. Als „schamanisch Praktizierende“ kenne sie die Dynamik der Traumwelten ebenso wie die der „sogenannten realen Alltagswelt“ – im Persönlichen wie im Geschäftsalltag. Recherchiert sie für Problemlösungen im Coaching, erkunde sie beiderlei Welten, weil sie nur dann die Fragen ihre Kunden wirksam beantworten könne.
„Aus der schamanischen Tradition erreichen uns vitale Impulse, die helfen können, verbindend zu wirken und die nächtliche Wirklichkeit wieder mit taglichten Welten ins Gespräch zu bringen.“ Dieser Dialog wurde in Europa vor vielen hundert Jahren gewaltsam unterbrochen – und tabuisiert. Noch heute amüsieren sich so manche über die Vorstellung, aus Trance und Traum könne man Informationen gewinnen, um Probleme zu lösen. In diesem Gelächter klingt für sie das Tabu nach.
Wie würde die Welt gesünder werden? Birgit Morrien nennt drei Punkte: Die Spaltung der Geschlechter aufheben, die sich im Sexismus ausdrückt; Dann die Spaltung von Tag- und Nachtwissen aufheben, die sich in der einseitigen Schulung der Ratio ausdrückt. Und drittens die Spaltung von Intellekt und Emotion aufheben zu Gunsten geistreicher Leidenschaft.
Darauf baut sie ihre Vision vom Zustand der Welt und der Weltgesundheit in zehn Jahren: „Wenn die hundertste Frau und der hundertste Mann beschlossen haben werden, dass friedliches Miteinander die unbedingte Gleichrangigkeit beider Geschlechter bedeutet, wird dieser Friedensfunke auf die restlichen Tausend überspringen.“ Für sie ein Grundprinzip für viele Bereiche, an denen die Gegenwart kranke:
„Wenn der/die hundertste Wissenschaftler/in auch Traum und Trance als legitime Quellen zur Informationsbeschaffung anführt, wird ein frischer Wind die überkommene Starre alter Denkschulen aufwirbeln, die sich den Ausschluss all dessen auf die Fahnen geschrieben hatte, das nicht quantifizierbar ist.“ Und schliesslich:
„Wenn das Lachen eines klugen Kopfes dazu führt, dass er sich krümmen muss, ist das ein Glück. Denn Hirn und Bauch sind sich so ein Stückchen näher gekommen. Und was er danach spricht, klingt meist anders, voller irgendwie. Wenn das Lachen einer klugen Frau dazu führt, dass sie sich unverhofft einfach aufrichtet, ist das ein Glück. Denn Bauch und Hirn sind sich so ein Stückchen näher gekommen. Und was sie dann sagt, klingt meist wunderbar einfach, vollkommen klar.“
*"Arbeitstitel": Galsan Tschinag – Häuptling, Hermes, Heiler. Verlag: Ullstein – Allegria.
Morriens Bücher: "Coaching mit DreamGuidance. Wie berufliche Visionen Wirklichkeit werden" (Kösel 2012) sowie 42 Coachingstorys aus erster Hand.
& Morriens Buchtipp:
Mein Lieblingstitel von Tschinag ist "Der weisse Berg", wahrlich keine leichte Kost. Aber wer die ersten hundert Seiten schafft, wird reich belohnt. Dem von mir als Durchquerung der Wüste empfundenen Einstieg folgt die Oase der Trance. Der Blick wird frei für ungeahnte Weiten, bis ins Detail genau.
Um ehrlich zu sein: Ich habe längst vergessen, worum es -außer um eine Initiation- in dem Buch genau ging, bin davon dennoch unverändert begeistert. Es sind die Atmosphären der Geschichte, die in mir nachwirken. Höchst lebendig. Daraus schöpfe ich noch heute, wann immer ich will, gern.
Mein Vergessen der konkreten Handlung zeigt, dass Tschinag es geschafft hat, mich ganz in andere Welten und so ins Vergessen des Alltäglichen mitzunehmen. Ein Erleben, von dem mir -ausnahmsweise- jede Traumerinnerung fehlt.
Für Einsteiger/innen empfehle ich ansonsten: "Der blaue Himmel".
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COP wie immer brillant – hier wird wieder ursprüngliches Wissen zur Anwendung auf das Tagesgeschehen des 21. Jahrhunderts gebracht – Ganzheitliches Denken und Leben, das sich eben auch auf das Geschäftliche auswirkt. Großartig!
Kleiner Zusatz: die Genesis, über die heutezutage gesprochen wird, ist ja die zweite – hier wird die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen. In der ersten Genesis, sind Frau und Mann gleichberechtig erschaffen. Sicherlich ist kein Patriarchat der Erde interessiert daran, dass sein Hauptargument als Rechtfertigung für Machtausübung als nichtig entlarvt wird.
Was das Leben der beiden Geschlechter, überhaupt das Leben der Menschen miteinander betrifft, so möchte ich anmerken, dass darum die Hawaianische Urbevölkerung beispielhaftes Wissen hatte, das in unserer Zeit gerade wieder entdeckt wird. 10 von 12 Stämmen zogen ‘damals’ aus der ‘Heimat’ auf diesen Inseln kamen welche an, um die wahre Lehre zu erhalten. Die anderen blieben woanders. Indien, Nordamerika, Asien, Europa…