Wie die Kölner Journalistin Anja Schimanke die Krise zu Besuch hatte und sich nach einer Leiter sehnte, um sich Überblick zu verschaffen. Und wie sie dann im Karriere-Coaching ihr Leben wie einen Film vor sich ablaufen sah und dabei auf verschüttete Träume stieß, die ihr nun helfen, die Erfolgsleiter ganz nach oben zu steigen. Dort kann sie nach den Sternen greifen – und die Welt liegt ihr zu Füßen.
Wie ich die Rolle meines Lebens fand
Früher konnte ich fliegen. Ohne Flügel oder andere Hilfsmittel. Einfach so. Jede Nacht stieg ich auf ein Dach, das mit schönen roten Ziegeln bedeckt war, breitete meine Arme aus und hob leichtfüßig ab … schwebte davon … und sah auf die Welt zu meinen Füßen. Das Dach, das mir als Startplatz diente, war mir völlig unbekannt, aber vertraut. Egal. Träume sind halt so. Unglaublich. Und irgendwie verrückt. Wir wundern uns ein bisschen, sind vielleicht sogar überrascht, aber im Grunde nehmen wir es einfach so, wie es ist – als gegeben. Heute fliege ich nicht mehr wie früher in meinen Träumen. An das Kribbeln im Bauch vor über 30 Jahren kann ich mich noch erinnern. Es hat nichts von seiner Intensität verloren.
Der Traum als Schlüsselerlebnis?
Es gibt Träume wie der mit dem Fliegen, die ich nicht vergessen kann. Es sind wirklich nur ein paar, fünf, vielleicht auch sechs, die sich auf meine interne Festplatte gebrannt haben und in einem der Archive meines Gehirns lagern. Allzeit bereit, abgespielt zu werden: Die einen zaubern mir ein zärtliches Lächeln aufs Gesicht, die anderen jagen mir eine Gänsehaut über den Rücken. Träume sind alles, nur nicht langweilig. Im Gegenteil, sie faszinieren. Beflügeln. Berühren. Schockieren. Rütteln auf, regen an und machen wach … Schließlich sind wir ja Hauptdarsteller in diesem Streifen, der Action, Porno, Horror, Tragödie, Liebesfilm oder alles auf einmal sein kann. Ob wir auch Regie führen? Keine Ahnung. Klar ist, dass die innere Stimme eine Art Seelen-Souffleuse ist, die uns was flüstert … Nur was? Ich verstehe den Wink meines Unterbewusstseins nicht wirklich. Hey, du, innere Stimme, wie wär’s denn mal mit Untertiteln!
Mein Job, die Krise und ich
Es war ein Freitag, als die Krise kam. Wie immer nachts. Sie ist glücklicherweise sehr selten bei mir zu Besuch. In letzter Zeit hatte sie zwar schon ein paar Mal geklopft, aber ich hatte sie nicht hereingelassen. Ich hatte keine Zeit für sie, war halt beschäftigt. Jetzt hatte sie meine Tür eingetreten und stand nun mitten in meinem Leben. Groß war sie geworden. Und launisch. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie stänkerte herum und machte mir die ganze Nacht Vorwürfe: „Ach, hättest du doch schon früher …“, schrie sie, es folgte ein fieses Potpourri aus: kein Mitleid … typisch … arbeitslos …, und endete mit „Tja, selbst schuld“ und einem hämischen Grinsen obendrauf. Verdammt, sie hatte recht – mit allem. Zehn Jahre lang hatte ich als freie Journalistin gearbeitet, mir einen festen Stamm von Auftraggebern aufgebaut, meistens genug zu tun gehabt und ganz okay verdient. Seit ein paar Monaten lief es aber alles andere als gut, eher besorgniserregend. Die meisten Zeitungen, für die ich regelmäßig schrieb, wurden nacheinander eingestellt. Vom Rest konnte ich nicht leben. Doch statt etwas am Zustand zu ändern, ignorierte ich ihn, so gut es ging. Im Grunde war es mir nämlich ganz recht … Meine Arbeit hatte mich schon länger nicht mehr richtig ausgefüllt. Aber was sollte ich denn stattdessen tun? Was konnte ich? Was wollte ich? Und warum fiel mir das jetzt nicht ein?
Ich steckte in einer beruflichen Sackgasse, kam nicht mehr vor und nicht zurück und merkte, wie es immer enger und enger für mich wurde … Jemand muss mir hier raushelfen, dachte ich. Schon leicht hysterisch. Oder zumindest Räuberleiter halten, damit ich mir einen Überblick über meine Situation verschaffen kann. Natürlich von weiter oben, nicht aus dieser Froschperspektive.
Da trat Birgitt Morrien in mein Leben und ihr Motto kam mir gerade recht: „Coaching heißt, dir die Leiter raufhelfen! In diesem Sinne diene ich als Türöffnerin zu neuen geistigen Räumen.“ Bingo. Mit wehenden Haaren bin ich dann zu ihr geeilt … Ohne Leiter. Ohne Plan. Und fast am Boden.
Zurück in die Zukunft
Morrien steht an der geöffneten Tür ihres Praxisraums im Parterre, empfängt mich herzlich und lässt mich hinein. Von einer Leiter keine Spur. Egal, ich bin bereit und sehr gespannt, was es mit DreamGuidance auf sich hat. Es ist Morriens selbst entwickelte Methode, mit der sie sehr erfolgreich seit 15 Jahren Menschen wie mir Perspektiven aufzeigt – in einem von ihr geführten Tagtraum. Dabei hat nicht die berufliche Karriere höchste Priorität, sondern mein Lebensglück! Jippie.
Ich habe es mir auf dem schwarzen Ledersofa mit einer Decke gemütlich gemacht. Meine Traumleiterin sitzt auf einem Stuhl und wird gleich Sätze sagen, die mich über 40 Jahre in die Zukunft switchen, ins Jahr 2053. Als 80-Jährige werde ich dann völlig entspannt auf die Highlights meines Lebens blicken … Hoffentlich verkraftet mein 80-jähriges Herz die Aufregung? Nur nicht nervös werden … tiiief einatmen … entspannen … ausatmen …pfff … und da höre ich auch schon Morriens Stimme, die Wünsche hervorlockt, irgendwo aus der Tiefe, die immer da waren, aber verschüttet oder unzugänglich. Und Bilder entstehen vor meinem geistigen Auge, so als wären ihre Worte ein feuchter Lappen, der verstaubten und längst vergessenen Fotos zu neuem Glanz verhilft. Ein Film wie aus der Stummfilmzeit beginnt vor meinem geistigen Auge … ein Bild aus Kindheitstagen flackert … etwas unscharf … aber eindeutig zu erkennen … ich treffe meine Sandkastenfreundin … Freude … spiele versunken mit meiner kleinen Schwester … kriege Herzklopfen in den Jugendjahren 14 bis 21 … und ein Baby etwas später … immer mehr Bilder und mehr Jahre ziehen auf meiner imaginären Leinwand vorbei … sehe all das, was ich als bereichernd für mein Leben empfinde, bin überrascht, sehr angenehm. Und erleichtert. Ich wusste schließlich vorher nicht, ob mein Lebensfilm läuft, ob er gut ist oder zum Gähnen langweilig. Der Tagtraum ist noch nicht zu Ende, geht weiter – mithilfe von Morrien in 7-Jahres-Schritten. Ich mit 49 … mit Mitte 50 … wow, das bin ich … Nach einer halben Ewigkeit, geschätzten 45 Minuten, gefühlten 80 Jahren, bin ich wieder im Hier und Jetzt. Und fühle mich so glänzend wie die besagten Fotos, die entstaubt wurden.
Beam me up, Coach
Morrien entpuppt sich als Sience Fiction-Expertin, die mich in die Zukunft blicken lässt. Nicht in irgendeine, sondern meine ganz persönliche Zukunft. Und die ist verdammt rosig. Neider würden sie kitschig nennen, ich finde sie einfach nur fantastisch, diese fetten Jahre, die ich auf einem Blatt festgehalten habe und die jetzt vor mir liegen wie das Schlaraffenland persönlich: Das schnuckelige Häuschen in Skandinavien, in dem ich mit 50+ ungestört schreiben kann, gefällt mir ausgesprochen gut. Noch besser gefallen mir die Standing Ovations am Ende für mein Lebenswerk – sie haben mich tief berührt! Ein anderes Leben als das, das ich im Traum gesehen habe, kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Damit sich meine Wünsche früher oder später erfüllen, erarbeite ich gemeinsam mit meinem Traum-Coach Etappenziele für die nahe Zukunft: Wo habe ich mich im Traum in zwei Jahren gesehen? Wie komme ich dahin? Was brauche ich eventuell noch? Schritt für Schritt soll ich in den nächsten Wochen die einzelnen Etappenziele anpeilen, immer mehr in Fahrt kommen, genügend Schwung kriegen, um den großen Sprung nach vorn zu meistern. Schön wär’s, seufze ich. Und bleibe ängstlich-skeptisch. Doch Morrien ist sich sicher: Ich werde meinen Traum realisieren. Hundertprozentig.
Hoch hinaus
Das Coaching liegt ein paar Wochen zurück. Ich stehe selbstsicher auf der vierten Stufe der Leiter, bereit, den nächsten Schritt zu tun. Ängste und Zweifel habe ich unten zurückgelassen und schaue nur noch nach oben. Unglaublich. Und irgendwie verrückt. Wir wundern uns ein bisschen, sind vielleicht sogar überrascht, aber im Grunde nehmen wir es einfach so, wie es ist – als gegeben. Heute kann ich wieder fliegen. Nur anders als früher. Ich greife nach den Sternen. Der Wunsch, dass mir die Welt zu Füßen liegt, war wohl die ganze Zeit da.
Fotoportrait der Autorin Foto: Isabella Morrien
Die Autorin
Henry Ford träumte von einer Kutsche ohne Pferde – und erfand das Auto. Kaiser Konstantin der Große träumte, das Kreuz im Kampf als Schutzpanier zu gebrauchen – und siegte, obwohl seine Armee zahlenmäßig stark unterlegen war. Birgitt Morrien träumte, dass sie mithilfe einer Leiter das Bild von Sigmund Freud von einem hohen Regal holt – und entwickelte DreamGuidance. Und Anja Schimanke träumte, wie sie die Bühne ihres Lebens erobert, was sie berühmt macht und ausfüllt. Sie lebt und arbeitet als Journalistin in Köln. Und wenn sie nicht träumt, dann klettert sie noch heute … immer weiter.
Kontakt
Anja Schimanke
Tel. 0221 88 00 380
anja.schimanke@gmx.de
Hinweis:
Die vollständige Sammlung der Feedbacks erscheint demnächst als Buch.