Am 7.August 2008, kurz vorm Zusammenbruch der Finanzmärkte, erklärte Birgitt Morrien an dieser Stelle, warum sie sich von Hedgefonds-Manager John Paulsen nicht als Coach engagieren lassen würde.
Inzwischen machen Hedgefonds-Manager wieder gute Geschäfte. In diesem Licht erscheint Morriens Beitrag über das Treiben dieser Zunft und die Kapitalisierung der Kreativität unverändert aktuell.
Doch genau darum geht es Paulson & Co., die mit 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit dem Ende des vergangenen Jahres 30 Milliarden Dollar verwalten. Kein mir bekannter Hedgefonds der Welt hat mehr Kapital, keiner mehr Einfluss.
Hedgefonds forcieren zurzeit mit geballter Macht die Preissteigerung von Nahrungsmitteln wie Getreide oder Soja. Das gefährdet direkt das Leben von Millionen Menschen weltweit, die sich die überteuerte Ware nicht mehr leisten können.
Derweil hat John Paulson, 52, im vergangenen Jahr, zu Beginn einer der größten Wirtschaftskrisen, auf dem Immobilien-Markt den höchsten Gewinn gemacht, der historisch je von einem Hedgefonds erzielt wurde – 15 Milliarden Dollar, davon konnte Paulson 3,7 Milliarden für sich einstreichen.
Da ich die New Yorker Coaching-Anfrage trotz lukrativer Aussichten nicht annehmen werde, fühle ich mich fein aus dem Schneider. Ich mache mir die Hände nicht schmutzig, nur um fürstlich honoriert zu werden. Mit mehr oder weniger gutem Gefühl sage ich ab.
Mehr oder weniger, denn das Anlagekapital in den ausländischen Hedgefonds stammt zum großen Teil von europäischen Investoren. Vermutlich habe ich längst eine/-n der deutschen Anleger/-innen beraten, die mit insgesamt 26 Milliarden Euro in ausländischen Hedgefonds vertreten sind. Denn auch die Paulson-Investoren kommen überwiegend aus Europa.
Wer weiß, ob nicht einer der Fonds, in die ich investiert habe, auch in Paulsons Geschäfte involviert ist. Und ich wähne mich nur deshalb unschuldig, weil mir – im Unterschied zu früheren Vorfahren – die Mittel dazu fehlen.
Wer bei einem Hedgefond einsteigen will, muss eine halbe Million Euro übrig haben. Mit solch frei verfügbaren Summen im Hintergrund würde ich bald ein Sabbatjahr einlegen. Um meine Zeit weder mit der Lektüre von Finanzberichten noch mit Managementthemen zu verbringen.
Vielmehr um alles über die Jahre dazu Gelesene und Gehörte einmal in stiller Kontemplation einfach sacken zu lassen. Ganz unkreativ. Um zu entdecken, was dann passiert. Gut angelegte Zeit verzinst sich, garantiert.
Erstveröffentlichung: 7.8.08
Diesen Text angeregt hat:
Kerstin Kohlenberg mit ihrem Dossier-Beitrag „Die Global Zocker“ in DIE ZEIT vom 31.07.2008.
Dieses Trio hat den Text vorab gelesen:
Norbert Schulz-Bruhdoel als Textcoach
www.punktumpr.de
Edda Hattebier als Lektorin
www.eddahattebier.de
Rolf Morrien als Anlageexperte
http://www.depot-optimierer.de
Zum Titel des Textes merkt Rolf Morrien an: „Der Begriff Heuschrecke ist griffig, passt aber nicht wirklich zu Hedgefonds, sondern zu Private-Equity-Fonds, die Firmen aufkaufen und dann ausschlachten.“
Ich habe mich entschlossen, es dennoch bei dem Titel zu belassen. Der Griffigkeit halber.
Weitere Kolumnen-Kostprobe von Birgitt Morrien im Kölner Stadtanzeiger
Der Mozart in uns allen
http://www.ksta.de/html/artikel/1203599319793.shtml
Coaching-Bücher von Birgitt Morrien (Auswahl):
Birgitt E. Morrien & Iris Hammelmann: Erfolg mit DreamGuidance. Unbewusste Intelligen stärken und nutzen, Stuttgart 2008: Lüchow Verlag.
Birgitt E. Morrien: Traumhaft gelöst. Coaching mit DreamGuidance, Norderstedt 2007: COP-Edition bei BoD.
www.cop-morrien.de / Publikationen