Überraschende Ergebnisse präsentiert der ARD-Forschungsdienst in den aktuellen Media Perspektiven zu Fragen der Social Networks: Die Motive der Nutzer/innen werden dort in dem Beitrag beleuchtet, ihre demographische Struktur und ihr On- und Offline-Sozialverhalten. Entgegen gängiger Annahmen sind demnach Onliner durchaus auch offline gut vernetzt.
„Social Communitys“ oder auch „Social Networks“ sind Angebote im Internet, bei denen die Nutzer sich selbst in Text und (Bewegt-)Bild darstellen, sich mit anderen Nutzern vernetzen und (private) Daten miteinander austauschen können. Social Network Sites (SNS), wie zum Beispiel Facebook, MySpace, schuelerVZ, studiVZ oder LinkedIn, bieten dafür die technische Grundlage. Die stetig steigenden Nutzerzahlen solcher SNS dokumentieren deren Attraktivität. Zwar sind die Jüngeren erwartungsgemäß deutlich häufiger in Social Communitys anzutreffen, die Zuwachsraten bei den Nutzern ab 50 Jahren stiegen jedoch in den letzten Jahren rasant an. Mehr als vier Fünftel der Konsumenten von SNS können zu den Vielnutzern gezählt werden, mehr als die Hälfte davon ist darüber hinaus nicht nur bei einer, sondern bei mehreren Plattformen angemeldet.
Ein entscheidender Treiber für die Nutzung von Social Communitys ist offensichtlich ihr sozialer Charakter, das heißt die Möglichkeit des Kennenlernens von anderen Personen sowie die Pflege des Kontakts mit Freunden, Bekannten und Familie. Gleichzeitig können Gratifikationserwartungen, wie sie für die Nutzung traditioneller Medien relevant sind (z.B. Information und Unterhaltung), mit den sozialen Funktionen von Social Communitys „unter einen Hut“ gebracht werden. Von einer Verlagerung sozialer Interaktion und zwischenmenschlicher Beziehungen in den virtuellen Raum und — damit verbunden — einer Verarmung realer sozialer Kontakte kann man angesichts der vorliegenden Befunde nicht ausgehen. Gerade die intensiven Nutzer von SNS haben sowohl viele „Online-“ als auch viele „Offlinefreunde“. Auch die häufig geäußerte Annahme, in Social Communitys würde in hohem Maße Impression Management betrieben, das heißt, die Nutzer präsentierten geschönte oder gar unwahre Informationen über sich, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, muss kritisch überprüft werden. Denn offensichtlich stimmen Selbstauskünfte und Fremdeinschätzungen über Besitzer von SNS-Profilen aufgrund der bestehenden sozialen Kontrolle meistens überein.
MP 2/2011, S. 115-120
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