PR-Managerinnen kennen sich aus mit meinungsbildender Kommunikationsarbeit für andere. Das ist ihre Profession. Coaching kann ihnen dabei helfen, diese mächtige Waffe künftig stärker für sich selbst ins Feld zu führen – sanft. Ein Interview mit der Kölner Kommunikationswissenschaftlerin und Karriere-Coach Birgitt Morrien zu wirksamen Mitteln der Selbststärkung von Frauen (nicht nur) im Medienbusiness. Die Fragen stellte Zeta von Torun*, Journalistin & Coachee.
von Torun: An welche Grenzen gelangen Frauen im Beruf, insbesondere in der PR? Haben sie in gehobenen Positionen der PR-Branche Akzeptanzprobleme oder kämpfen mit besonderen Hemmnissen? Welche Gegenstrategien sind erfolgversprechend und welchen Beitrag leisten Coachingangebote dazu, die sich speziell an Frauen wenden?
Morrien: Coaching ist politisch, weil es Fähigkeiten schürt. Zwar lassen sich strukturelle Benachteiligungen von Frauen im Business hier nicht aufheben. Jedoch können im professionell geführten Beratungsgespräch die Strategien im Umgang mit besonderen beruflichen Herausforderungen optimiert werden.
Um mich als Frau langfristig erfolgreich zu positionieren, muss ich zunächst das Maß meiner Möglichkeiten ausloten – persönlich, fachlich, methodisch, sozial bzw. strukturell. Das heißt, es gilt in allen Bereichen, mich dafür bereit zu machen, auch meine eigenen Grenzen zu akzeptieren.
Ganz oben auf der Agenda steht für jede ambitionierte Frau die Aufgabe, Disziplin zur Muße zu entwickeln. Gehobene Ballspiele à la Golf & Co. sind da nur eine Option, um zu sich selbst und entspannt zueinander zu finden. Das Motto lautet: für neue Möglichkeiten mehr in Verbindung gehen mit sich selbst und anderen!
Wo wir dem Ruf dieser Art „freier Zeit“ folgen, um für uns allein zu sein oder gemeinsam mit anderen zu spielen, reisen oder einfach still dazusitzen, bleibt weniger Raum für Selbstausbeutung und Perfektionswahn. Stattdessen schimmern Selbstvertrauen und Wertschätzung als eigentliche Ziele durch, die anzustreben lohnenswert sind.
Wo diese zur neuen Haltung werden, gelingt es leichter, für sich selbst einzustehen. Sich in Abgrenzung zu erleben, unterschieden von Männern, von anderen Frauen, von Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeiter/innen & Geschäftspartner/innen. Auch allein dazustehen.
Innere Unabhängigkeit kennt keinen anderen Weg als diesen. Das Versprechen neuer Freiheiten und Aufgaben säumt seinen Weg. Wer in dieser Weise zu sich gefunden hat, wird mehr denn je gebraucht. Auch in der PR-Branche.
Denn die ebenso erwünschten wie gefürchteten originellen Lösungen für neue Konzepte, Strategien und Systeminnovationen erfordern mutige Geister. Und Originalität besitzt nur, wer den Respekt für konventionelles Denken verloren hat. Das Neue denken kann nur, wer sich vom Alten unterscheidet.
Doch diesen Unterschied müssen wir ggf. auch aushalten als Erfahrung von Anderssein, oft mit Ausgrenzung sanktioniert. Eine Erfahrung, die alle Pioniere in der Konfrontation mit konservativen Widerständen kennen.
In einer männlichen Dominanzkultur sind Frauen mit Führungsanspruch Pionierinnen. Sie kennen vielfältigste Widerstände, mit denen umgehen zu lernen eine komplexe Lernerfahrung ist. Daraus läßt sich später Gold spinnen!
Einige von mir im Laufe der Jahre beratene PR-Managerinnen haben sich inzwischen erfolgreich mit eigenen Geschäftsideen in die Selbstständigkeit verabschiedet, nachdem ihre Karriere an der gläsernen Decke ausgebremst wurde.
In der Regel ist das mittlere Management in den Unternehmen identisch mit dieser Decke, durch die unverändert nur sehr wenige weibliche Führungskräfte ins Top-Management vordringen. Alternativ zur Endlos-Warteschleife gründen ambitionierte Frauen mitunter irgendwann ihr eigenes Unternehmen, um sich umfassend zu verwirklichen.
Andere sind bereit, für einen weiteren Karriereschritt ins Ausland zu gehen, um dort ihre Laufbahn zu machen. Der Schritt in die Selbstständigkeit oder ins Ausland ist jedoch im Einzelfall genau zu prüfen, da damit gravierendere Veränderungen einhergehen.
von Torun: Gibt es eine verstärkte Nachfrage von PR-Managerinnen nach Coachingangeboten für Frauen? Gibt es in den letzten Jahren einen Wandel bei den Coaching- und Trainingsinhalten?
Morrien: Deutlich ja. Der Trend geht weg von Standardangeboten hin zu maßgeschneiderten Optionen. Statt sich im Training Techniken vermitteln zu lassen, entwickeln PR-Managerinnen verstärkt im Einzel-Coaching Lösungen entlang ihres konkreten Beratungsbedarfs. Grund: Coaching wirkt klärend und setzt so Karriere-Kapital frei.
von Torun: Welchen konkreten Nutzen versprechen sich angehende PR-Managerinnen von einer Teilnahme an Training oder Coaching? Welche Eigenschaften wollen sie schulen? Welche Angebote mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten sind besonders gefragt?
Morrien: Wer bei mir anklopft, kommt in der Regel mit Entscheidungsfragen. Wohin soll und kann es mit mir beruflich weitergehen? Oder: Wie verhalte ich mich optimal in einer bevorstehenden konkreten Situation, etwa einer Verhandlungs- oder Akquisesituation? Welche rhetorischen Stilmittel nutze ich, auf welche verzichte ich besser?
Im Coachingprozess erarbeite ich zunächst immer eine Grundklarheit mit meinen Coachees. Das gelingt durch eine Perspektivenarbeit, die ich nach meiner DreamGuidance-Methode sicher anders gestalte als klassisch kognitiv arbeitende Coaches. Grund: In einer Entscheidungssituation sind wir verunsichert, was unser Denkvermögen einschränkt.
Für weitreichende Entscheidungen sind wir jedoch gut beraten, wenn wir über unsere uneingeschränkten geistigen Möglichkeiten verfügen. Um bei Bedarf darauf auch in einer Phase der Verunsicherung zugreifen zu können, nutze ich punktuell erweiterte Bewusstseinszustände wie etwa den gelenkten Tagtraum.**
Zur Entscheidungsfindung begleite ich meine Klienten etwa auf eine mentale Zeitreise in ein spätes Alter, von wo sie sich an erfüllende Augenblicke ihres Lebens erinnern. Von diesen Informationen ausgehend leiten wir anschließend Etappenziele für die nächste Zukunft ab, die Orientierung bieten.
Klare Ziele schaffen die Voraussetzung für sichere Entscheidungen. Dank dieser Klarheit kann ich die Bedeutung einzelner Begebenheiten für meine Laufbahn wieder zuordnen. Diese Sicherheit strahlt bis in jede einzelne Verhandlungssituation oder Präsentation und wirkt auf das Gegenüber auf einer viel tieferen Ebene als eine bloße Technik es je könnte.
In meiner Beratung steht das Rhetoriktraining daher an zweiter Stelle. Denn erst der klare Geist weiß, welche Techniken wirklich zu ihm passen. Stimmige Stilmittel schmiegen sich der eigenen Persönlichkeit an. Und das ist immer eine leichte Übung, die Spaß macht.
von Torun: Welchen Beitrag leisten Mentorenprogramme für das Erklimmen der Karriereleiter?
Morrien: Mentorenprogramme sind ein wichtiger Baustein in einem Mosaik, das darauf zielt, gleiche Macht für beide Geschlechter wahr zu machen, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch.
Die Existenz von Netzwerken ist zugleich eine Aussage über das unverändert wirksame Ungleichgewicht in diesen Bereichen. Frauen und Männern, denen die strukturelle Diskriminierung von Frauen ein Dorn im Auge ist, fördern weibliche Laufbahnen auch durch Mentorenprogramme.
von Torun: Wie kann Coaching den Frauen beim Aufbau von Netzwerken helfen?
Morrien: Netzwerke profitieren indirekt von Coaching, wenn sich einzelne Mitglieder professionell beraten lassen und ihr so erweitertes Wissen und Können in die Netzwerkarbeit einfließen lassen.
Netzwerke profitieren direkt von Coaching, wenn diese etwa für eine Konfliktklärung zwischen Vorstand und Geschäftsführung professionelle Klärungshilfe in Anspruch nehmen.
von Torun: Warum ist die Verbindung von Coachings mit einem Wohlfühl- oder Reiseprogramm hilfreich?
Morrien: Wenn wir Abstand von unserm Alltag gewinnen, entwickeln wir mehr Gelassenheit gegenüber unserem Arbeitsalltag. Darum laden Bildungsveranstalter nach Sonstwohin in die Sonne ein. Das stimmt die Gemüter günstig für neue Einsichten.
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