Mit ihren 65 Jahren brilliert Charlotte Rampling unverändert in herausragenden Rollen. Wer ist diese Frau, die mit ihrem Blick kundtut, das Leben in all seinen Schattierungen zu kennen? Was hat sie befähigt, ihren schauspielerischen Weg derart erfolgreich zu gehen und dabei doch sich selbst treu zu bleiben?
Wie hat sie sich vor Angriffen, Häme und Neid geschützt, wie das Los einer Berühmtheit für sich zum Besten gewendet? Angelina Maccarone ist mit ihrer Dokumentation „The Look“ gelungen, die Rampling im Gespräch mit verschiedensten Gesprächspartner/innen selbst antworten zu lassen.
Heute läuft der Film in den Kinos an. Medien-Coach Birgitt Morrien hat ihn sich gestern Abend schon einmal in Anwesenheit der Regisseurin vorab angeschaut und war begeistert: Sie entdeckte eine Frau, am Schock* geschult und entschlossen, ihren künstlerischen Weg zu gehen. Oft auf Messers Schneide, sich auf alles einlassend, doch ohne sich dabei je selbst zu verlieren.
Angelina Maccarone:
"Es gibt viele starke Gründe, warum ich THE LOOK machen wollte, aber alle lassen sich in zwei Worten zusammenfassen: Charlotte Rampling. Wer ist diese Frau, die noch berühmter zu sein scheint für ihre persönliche Aura als für die Summe ihrer Filme und Fotos?
Für ihre eigene Generation stets stilbildend, ist sie auch für uns nachfolgende eine Ikone. Keine verkörpert sexuelle Selbstsbestimmung lässiger als sie, vom Chelsea Girl im Swinging London der 60er Jahre bis zur reifen Frau von heute, deren intelligenter Sexappeal all die glattgesichtigen Models ins Kinderzimmer verweist.
Im Ausloten menschlicher Abgründe scheut sie keinen Skandal und erfindet sich immer wieder neu. Sie küsst auf der Leinwand Paul Newsman und Robert Mitchum, aber lässt sich nicht von Hollywood in die narzisstische Falle locken. Sie bleibt dem europäischen Kino treu, weil es ihr in ihren Rollen um psychlogische Komplexität geht; darum, zu zerbrechen und vielleicht wieder aufzustehen. Sie ist Projektionsfläche, für Männer und Frauen gleichermaßen.
Der Grund dafür ist ihr atemberaubender "Look".
Sein Geheimnis liegt in der Zweideutigkeit dieses Wortes: Ihrem Aussehen, das die Blicke auf sich zieht – und ihrem Blicka aus diesen Augen, in denen schon Visconti zu erkennen vermeinte, dass sie alles gesehen hätten.
So vieles ist über sie gesagt worden, dass es fast unmöglich scheint, nicht in Klischees zu verfallen in der Beschreibung diese "Phänomens Charlotte Rampling".
Ich wollte, dass sie selbst zu Wort kommt. Schon bei unserer ersten Begegenung bekräftigte sich meine Vermutung, das es lohnender sein würde, ihr selbst zuzuhören, als ihr in den üblichen Reflexionen und Reminiszenzen alter Weggefährten nachzuspüren.Meine Einladung an sie, nicht Objekt, sondern – in jdem Sinne des Wortes – Subjekt des Films zu sein, hat ihr gefallen.
Nur so ist es – wie Charlotte Rampling selbst sagt – möglich, über die Projektion hinaus zu einer wahrhaftigen Innenansicht und einem Blick auf die kaleidoskopische Komplexität des Lebens selbst zu gelangen.
*Die Schwester der Schauspielerin nachm sich in jungen Jahren das Leben.
Anmerkung: Fettungen im Text Coaching-Blogger
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