Auf dem Weg zum zweiten Standbein? Die Verlage der Printmedien ringen um profitable Konzepte für den digitalen Markt, nicht immer mit Erfolg. Andreas Vogel stellt aktuell in den Media Perspektiven eine neue Untersuchung vor, die die Aktivitäten der führenden Konzerne berücksichtigt, ohne dabei kleinere Verlagsgruppen ganz aus dem Blick zu verlieren.
Im Zentrum der Untersuchung stehen die digitalen Strategien der großen Verlagsgruppen für den deutschen Markt. Dies umfasst Strukturveränderungen, Internetgeschäftsfelder und Unternehmensbeteiligungen. Erkennbar werden zwei Digitalstrategien: Konzerne, die das Digitalgeschäft als zweite Umsatzsäule anstreben, sind bereit, sich erheblich in den verlagsfernen Sektoren E-Commerce, Venture Capital und Internettechnologien zu bewegen und sich hier auch deutlich transnational aufzustellen. Springer, Burda sowie Georg von Holtzbrinck sind auf diesem Weg.
Eine zweite Gruppe möchte in erster Linie Inhalteanbieter bleiben. Dem Rückgang der Printumsätze begegnet sie mit dem Ausbau des Kerngeschäfts und mit einem teilweisen Umbau hin zur Multichannel-Produktion. Die Hoffnungen ruhen auf wachsenden digitalen Umsätzen, insbesondere auch durch Paid Content. Diese Strategie schließt nicht aus, überschüssiges Kapital als Venture-Kapitalgeber einzusetzen. Zu dieser Gruppe gehören Gruner+Jahr, Dieter von Holtzbrinck, Bauer, DuMont und Madsack.
Eindeutig dem Kerngeschäft Print untergeordnet ist das Digitalgeschäft bei den eher regional aufgestellten Zeitungsgruppen. Investitionen in digitale Geschäftsfelder geschehen ohne größere Umgestaltungen der Verlagsstrukturen und ohne die Beteiligung an verlagsfernen digitalen Geschäften. Zu dieser Gruppe gehören die WAZ Mediengruppe, der SWMH-Verbund, die Ippen-Gruppe und die FAZ-Gruppe.
Kleinere sonstige Verlagsgruppen haben keine Chance, den Strategien der großen Verlagskonzerne zu folgen: Ihnen fehlen schlicht die Ressourcen, um in ganz neue digitale Geschäftsfelder wirksam einzusteigen.
Daher nehmen auch online die führenden deutschen Verlagsgruppen eine starke Position ein, und sie vernetzen sich durch die Digitalgeschäfte weiter, indem sie beispielsweise Anteile an denselben Unternehmen halten oder Leistungen von Tochterfirmen anderer Konzerne beziehen.
MP 3/2012, S. 158-172