Nichts als Arbeit. Birgitt Morrien über drei Dramen von drei Damen

Zeitgeist spiegelt sich (nicht nur) auf den Bühnen der Republik. Da wird gerüttelt, gerungen und gerannt. Und doch nicht gewußt, wohin und wie. "HAUPTSACHE ARBEIT", "DIEBE" & "IM WALD IST MAN NICHT VERABREDET" titeln wegweisende Dramaterikerinnen ihre Stücke. Und die haben es in sich.

Als Senior Coach für flexible Laufbahnen schult die US-diplomierte Kommunikationswissenschaftlerin Birgitt Morrien daran ihren hungrigen Geist. Lernt für ihr tägliches Leben als Dienstleisterin, neue Hilfestellungen zu geben: Spielt Räuberleiter. Verrät Trick 17. Zeigt, wie man sich selbst hilft / in einsamen Zeiten. Wie sich selbst hochzuhieven aus eigener Kraft gelingt / gemeinsam.

 

D R E I D R A M E N V O N D R E I D A M E N

I.

HAUPTSACHE ARBEIT von Sybille Berg (48)

Leidkultur. Halbzeit bei den Berliner Autorentheatertagen. Nach Kriegsheimkehrern oder Alzheimerpatientinnen versammeln sich die so genannten Leistungsträger zur Betriebsfeier am Deutschen Theater Berlin. Wann hört die Arbeit auf und wann beginnt die Freizeit?

Sibylle Berg schockiert und fasziniert. Das neue Theaterstück der erfolgreichen Autorin „Hauptsache Arbeit“ – eine bitterböse Satire auf die Arbeitswelt und unsere Gesellschaft.

 

II.

DIEBE von Dea Loher (45)

Finn, ein Versicherungsmakler, schlägt die Augen auf und weiß, dass er nie mehr aufstehen will. Schon der Auftakt zum Auftragswerk einer der wichtigsten Dramatikerinnen der Gegenwart trägt der allgemeinen Erschöpfung Rechnung. Nach der häufigsten Todesursache in der BRD, Unfall, rangiert gleich an zweiter Stelle Burnout, so eine Studie der Max-Planck-Gesellschaft.

 

III.

IM WALD IST MAN NICHT VERABREDET von Anne Nather (25)

Eines Tages steht Elsie im Uhrschrank – eine junge Frau auf der Suche nach einem roten Faden im Leben und einer Heimat für ihre flexible Biografie. Mit ihren 25 Jahren greift die junge Dramaterikin Anne Nather beherzt mitten hinein ins gehetzte Unbehagen. Und setzt ihre Protagonistin im großen Chronometer fest. Als ob es darum ginge, erst einmal wieder Zeit zu gewinnen.

Zeit gewinnen zumindest auch ein tödlich erkrankter Bruder und dessen ihn pflegender Bruder. Die symbiotisch verbundenen Brüder lassen nicht viel Zwischenraum für andere, auch nicht für Elsie. Geht es -wie so oft im Leben- darum, einen Platz für sich zu finden, wo keiner für sie vorgesehen ist. Und wo sie dennoch so dringend gebraucht wird?

 

PS: Wann immer in Berlin, nutze ich die Zeit, um zu sehen, was ich sonst nicht so schnell zu sehen bekomme. Die Autorentheatertage waren mir jüngst willkommen, weil hier gleich mehrere führende Dramatikerinnen eingeladen waren.

So erhole ich mich von der Arbeit am Tage und nehme auf, was der Zeitgeist mir zu sagen hat. Auch jenseits der Erzählungen, die jede Lebensgeschichte in der Beratung mir bedeutet…

 

 

Hinweis: Ersteveröffentlichung im Coaching-Blogger am 29.4.2010 unter dem Titel "Das Kapital flexibler Lebensläufe. Ein Drama".

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