Authentizität als Terror

Das Authentische ist meines Erachtens auf der Bühne und in jeder anderen ästhetischen Rahmung immer eine Konstruktion. Die authentische Darstellung, das authentische Sprechen, die unverstellte Selbst-Veräußerung, die aktuell im Theater wie auch im Film und vor allem im Fernsehen Konjunktur haben, entsprechen immer einer spezifischen Inszenierung des Unmittelbaren, Unfertigen, Spontanen, Echten und Fehlerhaften.

Die Laien oder Experten des Alltags, die allerorts zu Wort, ins Bild und auf die Bühne kommen, zeigen sich bei ihrem Auftritt nicht einfach wie sie sind, sondern sie folgen vielmehr einer Darstellungskonvention, die darauf abzielt ihre Laienhaftigkeit auszustellen, oder besser gesagt: die diese spezifische, medienwirksame Form von Laienhaftigkeit erst hervorbringt.

Diese Konvention wird dabei mit jeder Reality Show komplexer, da das immer skeptischere, im Erkennen dieser Inszenierungsstrategien immer geübtere Publikum nach immer neuen Beweisen verlangt, um sich doch noch ein wenig der Illusion des 'Echten' hingeben zu können.

Auszug aus einem Vortrag von Joy Kristin Kalu anlässlich des ATT-Symposiums 'Authentizitätsterror' am 10.06.2012
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Autoren Theatertage Berlin 2013

 

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