Mozart coachen
Wir alle lieben Mozart, sagen wir. Den Wolfgang dahinter aber kennen wir kaum, dieses arme Schwein mit göttlichen Gaben. Ein liebessüchtiger Zappelo, geschäftsuntüchtig und vielfach gescheitert. Aus sicherer Ferne bestaunen wir dieses durch sein kurzes Leben getriebene Genie. Sind ergriffen von dessen berauschender und manchmal tröstend klingenden Musik.
Wir alle wollen wie Mozart sein. Aber wer mag Wolfgang? Seine Musik erscheint vielen Zeitgenossen einfach unerhört, weil bis dahin geltende Regeln sprengend. Die Oper „Figaro“ lassen die Wiener bei der Erstaufführung einfach floppen. Aber Wolfgang bleibt unbeirrbar. Er verzichtet auf den schnellen Erfolg zugunsten seiner inneren Stimme.
Wer den Mozart in sich verwirklichen will, braucht dazu auch den Wolfgang jenseits des Mythos. Denn der große Name ist nur die Karosserie, Wolfgang aber der lebendige Motor. Doch unter der Haube, dort, wo wir unserem Leben so richtig Dampf machen können, ist es oft dreckig, dunkel und laut. Wer das will, braucht Mut!
In jedem von uns steckt ein Wolfgang, der irgendwas Besonders gerne und daher meist auch gut macht und damit raus in die Welt möchte: etwa wertschätzend zuhören und so andere fördern, vielseitig kochen, schnell rudern, zur Freude anderer singen oder unterhaltsam schreiben. Wir selbst entscheiden, ob wir uns trauen, unsere Gaben zu entdecken, anzuerkennen und schließlich auch ganz praktisch anzunehmen.
Vielleicht befürchten wir, uns lächerlich zu machen, wenn wir es wagen, unseren Gaben in unserem Leben in neuer Weise Raum zu geben. Denn es braucht Mut, wenn eine Frau zugunsten eines Lebenstraums mit 40 ihre sichere Stelle aufgibt, um Psychologie zu studieren, nachdem sie dies begriffen hat: Große Ohren und ein großes Herz, gepaart mit Lebenserfahrung und Beratungsgabe, wirken auf Mann und Freunde seit jeher zugleich heilsam und wertschöpfend. Warum sich also darin nicht professionalisieren und dafür gut bezahlen lassen?
Es braucht Mut, wenn eine Abiturientin erst einmal ihre sieben Sachen packt und zu einer Jahresreise aufbricht statt gleich zu studieren, um die Welt und sich selbst darin neu zu entdecken. Es braucht Mut, wenn ein erfolgreicher Chefredakteur sich mit 30 dazu entschließt, seinen Traum vom selbstständigen Koch doch noch wahrzumachen. Alle drei handeln gängigen Erwartungen zuwider.
Wer jedoch solche Risiken nicht eingehen will, kann große Ziele gleich von der Agenda streichen. Denn große Erfolge sind nur Folge: Wolfgang hat einfach sein Bestes gegeben, den Mozart hat ihm der Himmel dazugeschenkt.
Da ich das weiß, arbeite ich mit Erfolgswilligen zunächst daran, herauszuarbeiten, wer sie jenseits aller Fremderwartungen wirklich sind und was zu tun sie glücklich macht. Es geht darum, berufliche Zielsetzungen zu bestimmen, die unseren Neigungen und unserem Vermögen weitestgehend entsprechen.
So gelingt es, hohe Ziele mit tiefster Überzeugung zu verbinden und damit jene Beharrlichkeit und Kraft freizusetzen, die es braucht, um auch Durststrecken auf dem oft langen Weg zum Erfolg an Leib und Seele heil zu überwinden. Eine anspruchsvolle Sache, meine Mozart-Methode, die nur abholen kann, wer dafür bereit ist.
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