Von Andreas Egger* und Birgit van Eimeren*
Mediennutzung älterer Menschen zwischen Beständigkeit und digitalem Wandel
Ein Forschungsüberblick 2008 und 2018 im Vergleich
Das Medienverhalten älterer Menschen wird in der empirischen Medienforschung bislang weniger intensiv betrachtet und analysiert wie das der jungen Zielgruppen, versprechen Letztere doch eher einen „Blick in die Zukunft“ der Mediennutzung. Doch auch die Nutzungsmuster älterer Publikumsgruppen entwickeln sich weiter. Zwei starke Megatrends treffen hier zusammen: die Digitalisierung aller Lebensbereiche und der demografische Wandel der Gesellschaft unter dem plakativen Label der „Silver Society“. Beides bringt tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft mit sich und hat große Bedeutung für die Mediennutzung.
Der Forschungsüberblick zur Mediennutzung der ab 50-Jährigen im zehnjährigen Vergleich zeigt für das Jahr 2008 noch einen recht eindeutigen Befund mit einer hohen Bindung an die traditionellen Medien und einer eher zaghaften Annäherung an das Internet. 2018 ist die digitale Welt für den überwiegenden Teil der Generation 50plus kein Neuland mehr. Die Ausstattung, die (technischen) Kenntnisse und grundlegenden Kompetenzen sind größtenteils vorhanden. Eine weitere Angleichung an die jüngeren Zielgruppen zeichnet sich ab, wenn die Kohorte der aktuell 50- bis 59-Jährigen im nächsten Jahrzehnt sukzessive in den Ruhestand eintreten wird. Bereits heute bewegt sich ihre Internetnutzung nahe am Bevölkerungsschnitt.
Die Nutzung medialer Inhalte über digitale Plattformen ist dennoch heute bei den meisten Senioren (noch) in geringerem Maße in den Alltag eingebunden als bei den Jüngeren. Auch nutzen sie die digitalen Angebote weniger regelmäßig und intensiv. Eine große Rolle spielt hierbei die Relevanz der Inhalte. Im Audio- wie im Videobereich bewegt sich das Publikum 50plus weiter gerne auf dem gewohnten Terrain der linearen Programme. Hauptgrund dürfte sein, dass sie sich hier gut versorgt fühlen und die neuen Plattformen (bisher) selten attraktive Inhalte für sie bereitstellen. Die linearen Angebote erfüllen zudem die wichtige Funktion der Tagesbegleitung, mit auf die tageszeitlichen Befindlichkeiten der jeweiligen Publika perfekt abgestimmten Programmen.
Diese Ausgangssituation bedeutet eine Chance für die Hörfunk- und Fernsehanbieter, die jetzt schon vorhandene starke Bindung der älteren Publikumsgruppen in der digitalen Welt zu vertiefen. Die digitalen Plattformen der Sender können aufgrund ihrer inhaltlichen Relevanz und des Vertrauensbonus ihrer Marken für die Zielgruppe eine wichtige Anlaufstelle sein.
Quelle: Media Perspektiven 6/2019, S. 267-285
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