Matinee zum 223. Geburtstag der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
Gegenwartskunst greift hochaktuelle Texte auf
Solch drastische Bilder und Worte hätte man der Dichterin nicht zugetraut: „Den Mann begrub man, tot geschossen / Hat man das alte treue Tier.“ Und ausgerechnet hier „ruh ich manche Stunde aus“. Ganz anders als in ihrem Gedicht „Das öde Haus“ ging es bei der Matinee zum 223. Geburtstags der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff zu, zu der die Droste-Gesellschaft in den Erbdrostenhof eingeladen hatte.
Georg Veit (Erster Vorsitzender der Droste-Gesellschaft) begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und interessierten Gäste im Festsaal des Erbdrostenhofes zur alljährlichen Matinee, in deren Mittelpunkt ein Vortrag den aktuellen Forschungsstand zu Leben und Werk der Annette von Droste-Hülshoff beleuchtete.
Der Ausgangspunkt von Prof. Dr. Rita Morriens Festvortrag konnte vom feierlichen Ambiente nicht weiter entfernt liegen: „Tiefab im Tobel liegt ein Haus“, heißt es in der ersten Zeile von Annette von Drostes Gedicht „Das öde Haus“ über einen verborgenen, fast schon vergessenen anderen Raum. Einen Raum, den Morrien als Möglichkeit (weiblicher) Kreativität und des Durchquerens männlicher Schrifttradition interpretiert.
Dass Gegenwartskunst solche Impulse Drostes aufgreift und ihre somit hochaktuellen Texte auch medial transformiert, stellte Morrien beispielhaft anhand des Poetry Films „Tiefab im Tobel“ von Luisa Bremer und Alice Bleistein sowie Judith Kuckarts musikalischem Schauspiel „Jagd auf Tilla Fuchs“ dar. Beide Werke hatten im vorigen Spätsommer im Rahmen der vom Schloss Senden e.V. und dem Münsteraner Künstler Christoph Otto Hetzel organisierten intermedialen Veranstaltungsreihe „Mit Droste im Glashaus“ am Hawerkamp Premiere gefeiert.
Den musikalischen Rahmen der Matinee gestalteten der Pianist Prof. Peter von Wienhardt, der auch als Kammermusiker, Dirigent und Komponist national wie international bekannt ist, sowie der Violinist Prof. Koh Gabriel Kameda, den Sir James Galway als „einen der bedeutendsten Violinisten seiner Generation“ benannte. Sie brachten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann, Johannes Brahms und Astor Piazzolla zu Gehör.
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Georg Veit (l.) eröffnete als Erster Vorsitzender der Droste-Gesellschaft die Matinee im Erbdrostenhof zum Geburtstag der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Foto: Claudia Ehlert
Quelle: Münstersche Zeitung
Hinweis der Blogredaktion:
Die Festrednerin Rita Morrien ist eine Kusine von Birgitt Morrien. Beide Autorinnen wurden in Metelen/Westfalen geboren. Dem dortigen Damenstift stand mit Anna Elisabeth von Droste-Hülshoff die Patentante der Droste als Äbissin vor. Vom ebenso kühnen wie modernen Geist der Dichterin fühlen sich die beiden Morriens seit jeher inspiriert zu neuen Visionen für ihr Schaffen.