Ein freier Tag, so war es geplant, heute. Doch schon beim Aufstehen fallen mir Dinge ein, die zu erledigen noch anstünden. Und während der Frühstücksvorbereitungen sind diese Dinge bereits schnell notiert.
Beim Frühstück teilen wir die Eindrücke der beiden letzten Tage. Die Beratung eines norddeutschen Unternehmens mitten in der Pandemie auf Expansionskurs. Möglich, doch fordernd für alle Beteiligten.
Ein freier Tag im Anschluss ist genau die richtige Maßnahme. Nur fehlt mir hier daheim bei allem Platz der Raum für Müßiggang. Mit Blick auf den nordischen Hafen wäre das heute möglich gewesen. Doch privat verlängern ging nicht.
Und eigenes Büro und Praxis bieten atmosphärisch keine Alternative. Auch das heimische Wohnzimmer will sich nicht eignen. Und die Küche, in der ich nun hocke, wirkt wie ein notdürftiger Behelf.
Mein dritter Ort fehlt mir. Draußen umherzustreunen, mich in einem Café einzufinden, Stimmen im Hintergrund, die mich stimulieren dazu, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Alles dicht. Jetzt auch für mich. Bis jüngst noch standen für meine kreativen Schübe Tisch und Stuhl in einer Galerie bereit. Räumlich angrenzend an mein Lieblingscafé. Wie wunderbar diese Zuflucht!
Doch hat der Galerist, dessen Gast ich war, leider Insolvenz anmelden müssen. Das Café wird renoviert und dürfte aktuell eh nicht öffnen, und nun finde ich mich verspätet erstmalig im „kompletten“ Lockdown. Schöpferisch ausgebremst.
Seit die Galerie geschlossen hat, immerhin schon vier Wochen, habe ich keinen einzigen freien Text mehr zuwege gebracht. Gefangen im Alltagsmodus, der mich den Dingen ausliefert, die erledigt werden wollen.
Es ist, als würde ich langsam verkümmern. Das ist kein Grund zum Klagen, sagt da jemand in mir, wo ich doch weiter beraten darf, mein Einkommen habe und mein Zuhause ein wirklich schöner Ort ist.
Auch die seit der Pandemie verstärkten heimischen Tagestreffen, Rituale des Alltags, haben durchaus ihre Vorzüge. Austausch statt Einsamkeit. Ein wahrer Segen auch die Stunde ausgiebiger Zeitungslektüre.
Nur der Barista mit seinem temporären Grimm fehlt eben doch. Das Hallo eines bekannten Gesichts vom Nebentisch. Ein Blick auf die Straße, wo ein Hund dem Herrchen zeigt, wo’s langgeht. Ja, selbst die klappernde Klotür.
Inspiration kostet nicht viel und ist doch unbezahlbar. Dieses Miteinander ohne jedes Müssen. Zum Zeitvertreib sitzen wir hier, und ich spüre, wie sich mir die Sinne öffnen und ich mich frei fühle.
Dann geht plötzlich alles.
Lektüretipp: Vita Activa