Verbinden statt trennen

Von der Spaltung zur Einheit: Einen kollektiven Coaching-Impuls neu deuten

Lässt sich das Mega-Ei am Dom realisieren, ohne die Angst vor uns fremd gewordenen Naturkräften zu triggern, die sich darin ausdrücken? Der Dom steht für Macht/Kontrolle/Dominanz, für „Machen”. Das Ei steht für Unbekanntes/Neues/Leben, für „Lassen”. „Machen” und „Lassen” sind zwei Seiten einer Medaille. Wie kann die Balance der beiden Aspekte erreicht werden?

 

Tanja von Heintze

Dom und Ei – zwei Schalen einer Waage

Hier ein monumentaler, siebenhundertjähriger, sakraler Bau. Erbaut auf den Resten römischer Architektur und Kultur. Ein der Linie und Vertikalen folgendes, sich in den Himmel reckendes Gebäude, das sich aufgrund einer genialen Statik überragend von allem anderen abhebt. Komplizierte, opulente, filigrane Verzierungen innen und außen. Manifestation von Macht. Uralte Erfahrungswissenschaft und Handwerkskunst. Eine rechtwinklige Grundstruktur, die bündelt, konzentriert und fixiert. Schwerster Stein, gewichtig gehalten von einem überdimensionalen Fundament. Ruhe- und Verehrungsstätte mächtiger Männer aus Jahrhunderten bis hin zu den Heiligen Drei Königen. Konzentration auf die Verehrung, den Erhalt und das Festhalten von Vergangenem.

Dort das jüngst visionierte Abbild eines natürlichen Phänomens, eines minimalen Wesens. Überdimensionale Sichtbarwerdung einer einzelnen Zelle, aus der sich irdisches Leben von selbst entwickelt, realisiert durch einen modernen carbonfaserverstärkten Kunststoff. Eine aus sich heraus perfekte fließende Form aus Bögen, dem Kreis angelehnt, mit ebenmäßiger Außen- und Innenhaut. Symbol eines Naturwesens mit stabiler und gleichzeitig fragiler Hülle, das etwas in sich nährt, um sich dann der Welt zu öffnen und Neues hervorzubringen. Etwas Organisches, durch das sich der Blick in die Zukunft richtet. Etwas Vergängliches, das wieder zu Erde wird. Ausdruck des natürlichen Kreislaufes von Werden und Vergehen irdischen Lebens und dynamischer Lebendigkeit.

 

Gaiamantie – ganzheitliche Orts-, Raum- und Lebensgestaltung

Der Begriff Gaiamantie setzt sich zusammen aus „Gaia“ und „Mantie“. „Gaia“ bezeichnet unsere Erde und „Mantie“ bedeutet Erfühlen, Erkennen und umfassendes Begreifen. Wird ein Ort in seinem Wesen erkannt und durch Gestaltung und Nutzung in seinem Wirken gewürdigt, entfaltet er sein volles Potenzial und unterstützt die Menschen in ihrem Sein und Handeln.

In ihrem Bestreben, eine Situation mit all ihren Ebenen und Anteilen zu verstehen und konstruktive Schlüsse daraus zu ziehen, umfasst eine gaiamantische Analyse unzählige Aspekte, doch auch die grobe obige Gegenüberstellung verdeutlicht die wesentlichen Themen, die in der Kombination dieser beiden Werke – Dom und Ei – zum Ausdruck kommen und in der umgesetzten Form der Vision Wirkung zeigen würden.

 

Der Dom: Südwesten im Rad des Lebens

Der Dom ist vor allem durch seine Geschichte, Formgebung und Architektur mächtiger Repräsentant des Südwestens im Rad des Lebens. Im Jahresverlauf ist das der Stand der Sonne nach ihrem Höchststand im Sommer, der Beginn der Erntezeit und des ersten gezielten Schnittes. Es wird das Fest der Fülle gefeiert.

In einem Menschenleben ist es die Phase, in der das, was aus einem Impuls zum Wunsch und zum Gedanken gewachsen ist, nun kraftvoll realisiert wird. Entscheidungen werden gefällt und der erste Schritt wird überzeugt und überzeugend getan. Eigensinnig wird die Welt im Sinne des eigenen Interesses gestaltet. Die Aufmerksamkeit ist nach außen gerichtet. Man erlebt und präsentiert sich als abgegrenzte, unabhängige Persönlichkeit.

Kraft wird in einem Mittelpunkt gebündelt und von da aus machtvoll eingesetzt. Konzentration, Kompensation, Verarbeitung, Veränderung und Machen sind die Themen und Energieformen des Südwestens. Er ist das „Tor der Macht“. Sein Schatten liegt in Starrsinn, Jähzorn, Machtmissbrauch, Erschöpfung, Rigidität, Ignoranz, Enttäuschung, Leere, Gewalt.

 

Das Ei: Nordosten im Rad des Lebens

Ein Ei trägt den Charakter des Nordostens, der dem Südwesten direkt gegenüberliegt. Im Jahresverlauf ist der Nordosten die Zeit, in der die Sonne nach dem Dunkel des Winters langsam wieder mehr zum Vorschein kommt. Es ist die Geburt des Lichtes. Lichtmess wird gefeiert.

In einem Menschenleben ist es die Zeit der Geburt. Etwas reift aus sich heraus. Es muss und kann nichts mehr getan werden. Hingabe, Verbundenheit und Fließenlassen sind hier wesentliche Themen. Es ist sicher, dass etwas kommt, doch wir wissen nicht, was es genau sein wird. Die Aufmerksamkeit ist nach innen und auf das Einssein mit Zeit und Raum gerichtet.

Wachsen, fließen, entstehen, entwickeln, öffnen, hervorbringen, hervorkommen, Annahme, Vertrauen, Hingabe, Zuversicht sind die Themen des Nordostens. Er ist das „Tor der Angst“. Sein Schatten liegt in Ohnmacht, Lähmung, Verschluss, Traurigkeit, Depression.

 

Intention und Ziel des Eis am Kölner Dom

Die Intention des „Eiprojektes“ wird im Internet eindrücklich beschrieben. Die Botschaft laute unter anderem: „Wir dürfen endlich wieder Vertrauen fassen und ruhig werden. Indem wir glauben, was wir aus Erfahrung wissen und schließlich auch mit eigenen Augen sehen können: Werden und Vergehen geschieht tatsächlich ohne unser Zutun. Das neue Leben wächst im Ei heran, ohne dass wir etwas schaffen müssen.“

Als Symbol für Weiblichkeit, Zukunft, Hoffnung soll es die Schöpfungskraft der Frauen ehren und wie ein Mahnmal global an die Machtstrukturen der Geschlechterdifferenzen, konkret und gezielt an die sexuellen Übergriffe von Männern gegenüber unzähligen Frauen in der Silvesternacht 2015/16 am Kölner Dom erinnern.

Wesentliches Motiv in der Planung des Projektes scheint die Aufhebung der Dualität von Machen und Lassen zu sein. Das Ei soll als „Sinnbild schöpferischer Stille“ dazu anregen, „unseren Spatzenhirnen einen Moment Ruhe zu gönnen, um Inspirationen zu empfangen, die Lösungswege der Balance aufzeigen. Nachhaltige, die den Ausgleich im Blick haben von Machen und Lassen.“

„Auf dem Domplatz hat mit dem Ei die Lehre emotionaler Souveränität ihren Platz gefunden. Von hier aus strahlt sie in die Welt und fordert die Menschen auf, sich darin zu üben, ihren Glauben zu erneuern. Den Glauben daran, dass auch nimmermüde Aktivität ruhen darf in dem tiefen Wissen, dass es geschieht!

Auf dem Domplatz umarmen sich die Gegensätze und stimmen das Lied an, das uns durch das neue Jahrtausend führen wird.“

 

Ein Weg zum Ziel

„Machen“ und „Lassen“ als wesentliche Aspekte der Südwest-Nordost-Ebene im Lebensrad werden gern als „männliches“ und „weibliches“ Prinzip beschrieben. Da die Inhalte dieser Begriffe bewertet, umstritten und grundsätzlich infrage gestellt werden und dem heutigen diversen Geschlechterbild nicht mehr angemessen sind, nutzt Gaiamantic Balancing für diese kollektiven Lebensthemen Bezeichnungen wie „veränderndes, antreibendes, trennendes“ und „verbindendes, erspürendes, fließendes“ Prinzip.

Da aber auch diese Begriffe persönliche und emotionale Assoziationen und unter Umständen destruktive kontroverse Diskussionen hervorrufen können, die Themen und Energien der Jahres-, Tages- und Lebensphasen aber überpersönlich und kollektiv sind, wird in der Gaiamantie wertfrei von der Nordost- und Südwestkraft, -energie, -ebene oder -linie gesprochen.

Die beim Kölner Rieseneiprojekt im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehende Nordost-Südwest-Linie ist nur eine von vielen polaren Aspekten im Rad des Lebens. Mit dem Ei würde hier auf dieser linearen Ebene dem Dom etwas gegenübergestellt. Der starken Präsenz des Südwestens in der Nähe des Doms mit seiner unumstrittenen Machtthematik wird durch das riesige Ei in ebenso kraftvoller Südwestenergie begegnet.

Einem Superlativ wird mit einem anderen Superlativ geantwortet. Getrenntes würde deutlich sicht- und erfahrbar. Die Lebensaspekte stehen bzw. liegen sich wie in zwei Waagschalen gegenüber und die Frage, welcher von beiden gewichtiger ist, bekommt dadurch Aufmerksamkeit. Das Thema „Trennung und Getrenntsein“ wird deutlich sichtbar und unter Umständen genährt.

Das Projekt wird vermutlich in der Folge sowohl in der Konzeptionsphase als auch in der realisierten Form dementsprechend polare und kontroverse Haltungen, Emotionen und Diskussionen im Sinne und Dienste des Südwestens herausfordern.

Es wird vermutlich auch das Medieninteresse wecken, da der kämpferische Aspekt des Südwestens derjenige ist, der in der breiten Öffentlichkeit besonders viel Aufmerksamkeit erregt und Auflagen fördert oder aufrechterhält.

Durch die Konzentration auf nur eine Linie des Lebensrades mit ihren beiden Polen könnte die geplante Weise, das Ei zu inszenieren, weniger die in ihm enthaltenen Nordostthemen transportieren, ehren und stärken, als die bereits übermäßig vorhandene Südwestenergie etablieren.

 

Anregung

Das Ei ist eine Form mit starkem Symbolgehalt und hervorragend geeignet zum Transport der im Netz beschriebenen Botschaft. Damit diese Botschaft auch in der Tiefe empfangen werden und konstruktive Wirkung zeigen kann, empfehle ich, zwei bedeutende gaiamantische Aspekte bei der Sendung der Botschaft zu berücksichtigen.

Der gaiamantische Blick richtet sich nie nur auf die Betrachtung zweier Pole einer Linie im Rad des Lebens. Als integrale Erfahrungswissenschaft versteht die Gaiamantie alle Aspekte auf, in, unter und über der Erde als ein System. Im Rad des Lebens hat alles seinen Platz, alles steht mit allem in Verbindung und alles hat damit eine Wirkung auf das Große Ganze.

 

Kraftvoll, kämpferisch und riskant

So stellt sich im Falle des Rieseneis in der Nähe des Kölner Doms die Frage, ob grundsätzlich die oben beschriebene Stärkung des Südwestens angestrebt wird, was ein entsprechend lineares Vorgehen rechtfertigen würde.

Macht, Ohnmacht, Machtmissbrauch, Gewalt in allen Formen, Geschlechterdifferenzen, Kämpfe für oder gegen, Konkurrenz, Konflikte, Egoismus etc.: Die Schatten des gesellschaftlich dominanten Südwestens könnten massiv sichtbar gemacht und benannt werden und auf der kognitiven und emotionalen Ebene der Betrachtenden an Aufmerksamkeit gewinnen.

Der Effekt wäre kraftvoll und direkt, heftig und kurz. Er entspräche dem archetypischen Zeichen des Südwestens, dem stabilen, rechtwinkligen Kreuz, das in der Architektur des Domes seinen machtvollen Ausdruck findet. Eine Form, die Kraft in ihrem Mittelpunkt zentriert, etwas auf den Punkt bringt, auch fixiert, bindet, dadurch verstärken kann und unter Umständen explodieren lässt. Eine Kraft, die die vor Ort vorhandene Südwestenergie eventuell weiter in ihren Schatten kippen oder bereits existierende, aber noch unsichtbare Schatten sichtbar werden lassen kann.

 

Zurückhaltend, verbunden und tiefenwirksam

Wenn aber das Projekt durch die Nachbildung eines Eis dessen Nordostqualitäten stärken, sie deutlich sichtbar und erfahrbar werden lassen und Achtung und Wertschätzung ihr gegenüber in der Welt längerfristig und nachhaltig fördern und etablieren will, sollte das statt im erschöpfenden, trennenden, abbauenden Südwestprinzip in der dem Ei eigenen vitalisierenden, verbindenden und aufbauenden Nordostqualität geschehen.

Die Gaiamantie ist eine Orts-, Raum- und Lebensgestaltungskunst. Gaiamantische Kunst entsteht grundsätzlich aus und in der Qualität von Verbundenheit und ist gleichzeitig ihr Ausdruck. Sie steht als Heilkunst immer in Bezug zu ihrem Umfeld und wird im optimalen Fall auch an ihrem Bestimmungsort erschaffen. Gaiamantische Kunst wird kreiert, um zunächst dem Ort und darüber dem Menschen und allen anderen Systemen und letztlich der Erde selbst zu dienen.

Gaiamantische Kunstwerke werden nicht heraus- und ausgestellt, sondern integrieren sich in ihr Umfeld. Sie sind Teil des Ortes, sodass sie unter Umständen für Außenstehende völlig selbstverständlich wirken und unentdeckt bleiben – und doch entfalten sie ihre Wirkung.

Das reine Abbild eines Gegenstandes, in diesem Fall eines Eis, lässt nicht unweigerlich seine Grundqualitäten erfahrbar und wirksam werden. Das Ei hat aufgrund verschiedener Erfahrungen für alle Menschen persönliche Bedeutungen, löst unterschiedliche Assoziationen, Emotionen und Reaktionen aus. Das bloße kognitive Wissen um seine Biologie und Bedeutung als Metapher eint die Menschen nicht in ihrem individuellen Empfinden und Werten.

Soll mit dem Projekt eine tiefere und über das Kognitive und Persönliche hinausreichende Wirkung erzielt werden, bietet sich in der Gestaltung eine Formsprache an, die kollektiv resoniert und verstanden wird. Es braucht archetypische Symbole, die universell wahrgenommen werden und Botschaften transportieren, die über das Rationale hinausgehen.

 

Kollektive Berührung

In der Gaiamantie ist das archetypische Zeichen für die Kraft des Nordostens eine Welle, der frei fließende Fluss. Setzen wir dieses Zeichen in unserem Körper als Bewegung oder Haltung um, wird die Lebensqualität im Gegensatz zu dem stabilen Kreuz des Südwestens deutlich erfahrbar: Hingabe, Vertrauen in sich selbst und die Welt, Öffnung, Offenheit und Verbindung mit dem, was ist, das Einssein mit Zeit und Raum, das Werden, Gebären, Fließenlassen etc.

Mit einer sich an dem archetypischen Zeichen des Nordostens orientierten Gestaltung der Domumgebung durch einen kleinen Brunnen und einen natürlich gestalteten, bewachsenen Bachlauf als Quelle weiterer Manifestationen des Nordostens würde dessen Kraft, im Außen eventuell unspektakulär, dafür aber in der Tiefe wirksam und langfristig gestärkt.*

Die strenge, Lebensenergie bindende Bodenversiegelung würde faktisch nur geringfügig, energetisch aber im Sinne des Nordostens höchst effektiv geöffnet. Ein Wasserlauf integriert sich in das Leben. Er fördert Integration, Kooperation, Mitgefühl und Empathie der Menschen. Eier könnten weniger offensiv als geplant in das gesamte Ortsdesign integriert werden.

Eine derartige Gestaltung würde die Annäherung oder gar Verbindung der beiden beschriebenen Aspekte „Machen“ und „Lassen“ eventuell weniger medienwirksam als durch ein Mega-Ei, doch auf eine stille und gelassene Nordostweise nachhaltig fördern.

 

Mehr Wege zum Ziel

Neben der kollektiven Tiefenwirkung und der Aktivierung von individuellen, emotionalen Aspekten der Menschen vor Ort könnten Schautafeln zu dem Projekt und der Kraft des Eis dessen Hintergründe und politische Botschaft auf der kognitiven Ebene vermitteln.

Durch die Abbildung der bereits öffentlich gemachten Fotomontage von der beeindruckenden Kombination aus riesigem Ei und riesigem Dom würden auch diejenigen auf die Inhalte der „Installation ohne Sockel“ aufmerksam, die weniger resonanzbewusst die Ortsgestaltung für selbstverständlich halten und sich unbemerkt verbinden würden.

Schautafeln können in Kooperation und Harmonie mit dem Ort gestaltet werden und würden unter Umständen an vielen weiteren Orten toleriert, sodass sich das Eiprojekt mit seiner Botschaft im reibungslosen Nordostprinzip wie ein Netz weiterspinnen ließe. Damit wäre auch das visionierte Riesenei vielerorts als Bild faktisch präsent. Postkarten, Filme, Bücher, kleine Nachbildungen von Ei und Dom und vieles weitere könnten auch ohne das Mega-Ei dazu dienen, die gemeinte Botschaft in die Welt zu tragen.

 

Öffnung für das Große Ganze

Sollte das Projekt weniger einer Gegenüber-Stellung und Auseinander-Setzung als einem Zusammen-Kommen und einer Balancierung aller Aspekte des Lebensrades dienen wollen, wird zusätzlich zur Gestaltung des Nordostens ein weiterer Blick empfohlen. Dazu würden alle Themen des gesamten Lebensrades mit ihren jeweiligen Polen und ihren jeweiligen Licht- und Schattenaspekten in das Projekt einbezogen.

Die Balance auf einem liegenden, frei schwingenden Rad zu halten, braucht eine völlig andere Konzentration als das Balancieren auf einer Wippe. Die Aufmerksamkeit ist geweitet, offen und flexibel rund um einen inneren stabilen Kern.

Das Rad des Lebens als wesentliches Handwerkszeug einer gaiamantischen Orts- und Situationsanalyse gibt Aufschluss über den Einsatz möglicher Impulse zur Unterstützung eines Systems in seinem natürlichen Bestreben nach Gleichgewicht.

 

Leben lebt nicht linear

Im Falle des Kölner Eiprojektes könnten, neben der Gestaltung durch den Nordost-Archetyp, Impulse an anderen Stellen des Lebensrades gegeben werden, um eventuell vorhandene Blockaden zu lösen und Potenziale zu fördern und eine umfassende balancierende Wirkung auf das Große Ganze Runde zu erzielen.

Das Projekt thematisiert die Jahrhunderte währende Vernachlässigung und Unterdrückung der Qualitäten des Nordostens. Die Angst der Menschen, Männer und Frauen, vor ihrer deshalb unbekannten Kraft ist groß und umfassend in den meisten menschlichen Systemen verankert.

Umso größer ist die Sehnsucht nach diesem Prinzip. Schon die Heiligen Drei Könige folgten dem Stern ihrer Sehnsucht nach Ganzheit, Vertrauen, Hingabe, Licht und Liebe. Ihre Reliquien im Kölner Dom erinnern seit Jahrhunderten unzählige Menschen an ihre eigene Sehnsucht und lassen sie nach Köln zum Dreikönigsschrein pilgern.

Es ist recht unmöglich, in ein zurückgezogenes, verdunkeltes Herz Licht und Freude zu bringen, indem wir einen Lichtschalter im Raum betätigen und die Musik aufdrehen, oder im Schatten eines Nordhanges die Sonne zu aktivieren. Der Versuch, ein Extrem durch die erhöhte Potenz des gegengesetzten Extrems auszugleichen, erzeugt in der Regel keine Heilung oder Balance. Vielmehr könnte es erschüttern und Verunsicherung, Verschluss, Rückzug, Abwehr oder Kampf nach sich ziehen.

 

Die sanfte Tour

Bevor wir also offen, neugierig und gelassen das „Sehnsuchtstor der Angst“ erfahren können, wäre das Loslassen und Auflösen eine lohnende Übung, um zu lernen, uns im Norden der Dunkelheit und dem Nichts anzuvertrauen. Die untergehende Sonne im späten Herbst, das Alter und Sterben im Nordwesten sind in unserer Kultur ein Tabu, noch angstbesetzter als die Hingabe bei der Geburt im Nordosten.

Ein stärkender Impuls im Nordwesten, die Erfahrung von Respekt und Achtung dem Loslassen gegenüber, das uns durch das „Tor des Friedens“ in die Stille führt und uns dort Kraft schöpfen lässt, würde der Tiefe und Unberechenbarkeit des folgenden Nordostens die Bedrohlichkeit nehmen und ihn wieder attraktiver machen.

Ablehnung, Abwertung, Abwehr und Kampf gegen die Hingabe, die lediglich als ihr Schatten, die Ohnmacht, bekannt ist, würden an Kraft verlieren und könnten sich im Erleben von Verbundenheit vertrauensvoll mit der Sonne durch das „Tor der Angst“ in das Licht der Liebe im Osten wandeln. Ein Kind, das diese lichtvollen Aspekte von Nordost und Ost erlebt hat, hat gute Voraussetzungen dafür, sich als Jugendliche oder Jugendlicher oder junger erwachsener Mensch im Südosten friedlich mit der Welt zu verbinden.

So könnte durch einen Impuls im Nordwesten ein stabiles und balanciertes dynamisches Kreuz im Rad des Lebens entstehen, in dem die kräftezehrende starre Südwestkraft ihre Dominanz verlieren würde und ihre Schattenaspekte die Chance bekämen, wieder zu Potenzialen zu werden.

Es gibt unzählige Ansatzpunkte, um achtsam zutiefst effektvolle Impulse zur nachhaltigen Balancierung des gesamten Lebensrades vor Ort zu setzen. Durch die Vielfältigkeit der Gestaltungsvarianten und den gemeinwohlorientierten überpersönlichen Ansatz der Gaiamantie scheint eine anzustrebende kooperative Zusammenarbeit aller an dem Projekt Beteiligten in der Frage des Transportmittels der Ei-Botschaft am Kölner Dom und anderswo inspirierend und möglich.

 

 

* Ein sich windender bewachsener Wasserlauf, der einem schlichten bodennahen Brunnen wie einer Quelle entspringt, trägt Lebensaspekte wie Hingabe, Vertrauen, Verbundenheit, Mitgefühl in sich.

 

© Tanja Charlotte von Heintze, Oy-Mittelberg, 8/2021

www.mensch-raum-gleichgewicht.de, tanja-von-heintze@gmx.de, 0176 5795 4434
Hintergrundinformationen: Tanja von Heintze: Gaiamantic Balancing – Eine Einführung in die Gaiamantie der Orts-, Raum- und Lebensgestaltung. 76 Seiten, Oy, 7/2021

 

 

Sinnstiftende Karrieren

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