Die poetische Bändigung des Ungeheuerlichen

Meisterin der Magie. Olga Tokarczuk

#Übungen im Fremdsein

Heute Abend endlich* erlebe ich Olga #Tokarczuk, deren „Ur und andere Zeiten“ ich bereits vor über 20 Jahren begeistert gelesen habe … und ich lese eher wenige Romane.

Doch dieses Werk ist mir seither nachhaltig in Erinnerung geblieben. Die inzwischen hochdotierte Autorin schildert darin die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts am Beispiel eines kleinen polnischen Dorfes. Das für mich bis dahin historisch Unfassbare wurde mir auf vollkommen neue Art nahezu spürbar.

Großartig, wie die Romanfiguren in ihrer Wahrnehmung Zeit und Raum transzendieren: Chronologie wird hier nonlinear in ihrer zyklischen Dimension vermittelt und die Komplexität des Kriegsgeschehens auf für mich anschauliche Art erfasst. Was die Menschen an diesem Ort in dieser Epoche erlebt haben, sehe ich in einigen wenigen Gesichtern und ihren Geschichten.

Auf grundlegend einfache Weise war ich durch die Lektüre zutiefst berührt und erschüttert. Lesend tauchte ich seelisch tief ein in den Zeitgeist der Ahninnen und Ahnen der Autorin. Hörte von deren Schrecken. Und spürte so auf den Grund des Schattens auch meiner Vorfahr*innen. Fühlte hinter dem Vorhang des Schweigens jene lang ersehnte Verbindung mit den Meinen. Schmerzlich zwar, doch wahrhaftig. –

Als Tokarczuk 2019 zur #Literaturnobelpreisträgerin gekürt wurde, war ich gleichermaßen erstaunt wie sehr erfreut. #Magischer Realismus ist ja nun mal nicht grad allerleuts Sache. ;-) Dabei gelingt gerade diesem die Übersetzung der Einsichten neuerer Physik in poetische Metaphern.

 

by #DreamGuidance

* Pandemiebedingt erst im dritten Anlauf im Rahmen der Sonderedition der lit.COLOGNE

 

Zur Literatur von Olga Tokarczuk:

Metamorphosen, Phantastisches und Wunderbares: #Rebekka #Wilpert widmet sich wissenschaftlich dem Magischen Realismus in der russischen und polnischen Literatur. Spannende Dissertation!

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