Das Abenteuer: Brief an einen abhängig Beschäftigten

Sich ganz ins eigene Zentrum stellen

Angstfreie Nähe zu sich selbst öffnet Tore zu unvoreingenommener Selbst-Wahrnehmung und Selbst-Reflexion. So begreifen wir auch, wie Dritte uns wahrnehmen, und können soziale Dynamiken neu gestalten. Damit das gelingt, adressiert Birgitt Morrien ihre Klient*innen gleichermaßen in der Rolle der Führenden wie auch der abhängig Beschäftigten. Im Sinn hat die Coaching-Expertin und Autorin dabei das Wohlergehen des ganzen Menschen im Wandel der Zeit.

 

Hallo Tom Fox,

nach allem, was ich von dir weiß, scheint es mir hilfreich, wenn ich zunächst dir mein Angebot für deinen Chef schicke.

Er ist eben bei aller Herzensweisheit auch ein sehr kluger Mann. Nur hat die Klugheit so ihre Tücken. Fühlt sie sich doch dem Seelischen meist überlegen, was für meine Arbeit leider eher nachteilig ist.

Daher hoffe ich auf deine Unterstützung. Vielleicht gelingt es dir, ihm nahezubringen, was ich im Folgenden in aller Schlichtheit als Möglichkeit meiner Unterstützung zusammengetragen habe.

 

DIE DINGE BEIM NAMEN NENNEN

Ich mag keinen Moden mehr folgen und den Dingen in meiner Arbeit schicke Namen geben, um diesen zu Anerkennung zu verhelfen. Ich bin alt genug zu wissen, dass sie das nicht brauchen.

Sie sind, was sie sind, oft sehr einfach. Doch macht sie eben diese Einfachheit zur großen Herausforderung: Haltung muss zeigen, wer sich einem Esel anvertraut, wo sich das stattliche Ross anböte.

Die Klugheit malt sich aus, was geschieht, wenn sie so gesehen wird. Doch da sie ist, was sie ist, klug eben, weiß sie die ängstliche Sorge um ihr Ansehen wortreich zu verbergen.

 

HIN UND HER

Der ambivalente Geist will und will doch nicht. Unter seiner Führung gedeiht die VerZWEIflung. Und sind die Menschen erst von sich selbst getrennt, in sich zwei, lassen sich mit ihnen gute Geschäfte machen.

Auf den Märkten der Gier wird allerlei feilgeboten, dessen Erwerb das Glück verspricht. Da aber der Seelenhunger bei diesem Handel leer ausgeht, weckt jeder Kauf nur den Griff nach mehr von alledem.

 

NIMMERSATT

In der Arbeit mit solchen Geistern, in dieser Weise in sich uneins, gerate ich in übermäßige Anstrengung. Dies ermüdet mich mit zunehmendem Alter, warum ich davon Abstand genommen habe, es noch zu wollen.

Meine Lebens- und Arbeitszeit widme ich den Entschiedenen. Jenen, die wirklich wollen, wonach sie zutiefst begehren. Sie mögen sich fürchten, setzen aber dennoch beherzt Schritt für Schritt fort auf völliges Neuland.

Sie erkennen an, auf dem Weg zu sich selbst auf Pfaden der Ungewissheit unterwegs zu sein. Dorthin, wo sich das Neue immer überraschend zeigt und somit immer anders als erwartet.

Lektionen vielfacher Enttäuschung säumen den Weg. Werden doch Vorstellungen von dem, was ich für mein Glück hielt, ständig konterkariert: Verwirrung löst den Geist aus seiner Starre.

Das macht auch Angst, denn das alte Denken verliert zunehmend an Boden: Ist es womöglich doch der Esel, der sich mir plötzlich als gute Lösung zeigt? Bin ich bereit, mich von ihm tragen zu lassen?

 

SELBSTOFFENBARUNG

Wir wissen, dass dein Chef gewohnt ist, in Projekten zu denken. Im Stakkato des Wettbewerbs gilt das Dogma der Zahlen. Er ist ein Kind seiner Zeit und hat es so zu Auskommen und Ansehen gebracht.

Nur den inneren Frieden hat er auf diesem Wege nicht gefunden. Nicht das Gefühl, tief gesättigt zu sein. Auch nicht das Glück tiefer Verbundenheit mit den ihm Lieben. Es bleibt das Gefühl der Leere.

Und diesem folgt die Gier, wieder und wieder nach allerlei Dingen zu greifen, mehr und mehr davon zu brauchen, ohne jener Leere so je Herr zu werden. In diesem Kreislauf der Vergeblichkeit bleibt er Sklave.

 

SELBSTENTWICKLUNG

Dein Chef steht am Anfang einer spannenden Reise, in eseliger Demut das Abc seines Lebens ganz neu zu buchstabieren. Sich aus dem Strudel einer über lange Zeit eingeübten Abhängigkeit zu befreien.

Das ist das Projekt, das mit mir zu entwickeln jetzt ansteht. Hier geht es darum, das Bewusstsein der eigenen Grenzen zu erkunden. Dort angelangt, diese mit einem kühnen Sprung zu überwinden.

Die Agenda eines Einmaleins des guten Lebens beinhaltet: Selbst-Liebe, Selbst-Achtung, Selbst-Respekt und Selbst-Wertschätzung. Sie sind für erfüllende Verbindungen zu sich selbst und anderen die Grundlage.

 

SELBSTNÄHE

Angstfreie Nähe zu sich selbst öffnet Tore zu unvoreingenommener Selbst-Wahrnehmung und Selbst-Reflexion. So begreifen wir auch, wie Dritte uns wahrnehmen, und können soziale Dynamiken neu gestalten.

Die systematische Erweiterung des Bewusstseins von uns selbst weitet den Horizont. Dort zeigen sich schöpferische Möglichkeiten einer neuen Balance von Selbst- und Fremdanforderung.

Zunehmend werden Leben und Arbeit hier neu gedacht als Aufgabe, die sich uns stellt. Diese wahrhaft anzunehmen, ist ein souveräner Akt, der heilsam wirkt. Diesen Weg zu beschreiten, bedeutet Abenteuer!

Mir bleibt die Aufgabe, Ratsuchende auf diesem Weg des Wieder-zu-sich-Kommens zu begleiten. Dabei ist meine Erfahrung ein hohes Gut, aber auch ist die Einfalt nötig, zu beherzigen, dass auch ich auf dem Weg lerne.

 

SICH ENTSCHEIDEN

Dir, lieber Tom, bleibt zu wünschen, dass dein Chef den einmal begonnenen Weg weitergeht, wie und wo auch immer. Mit Abhängigen sorgsam umzugehen gelingt nun mal dem unabhängigen Geist leichter.

 

Dieser verbreitet weniger Furcht als Liebe.

 

Mit herzlichem Gruß

Birgitt Morrien

 

 


PS: Dein Chef weiß bereits, welche DreamGuidance-Techniken im weiteren Beratungsprozess bedarfsbezogen zum Einsatz kommen können. Diverse Coaching-Angebote findet er unter cop-coaching.com >Coaching >Coaching-Angebote

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