Die Ökonomie kultureller Strahlkraft im Netz
Wer schon alles hat, kauft sich ein NFT (Non Fundable Token) und trägt so zu dessen kollektiver Wertzuschreibung bei.
NFTs sind Registereinträge, die Furore gemacht haben. Die Verschränkung realer und virtueller Welten betrifft zunehmend alle Lebens- und Arbeitsbereiche, so auch das Coaching und die Kunst. Da Birgitt Morrien vielseitige Persönlichkeiten berät, greift sie diese Entwicklung heute mit einem Buchtipp zur Krypto-Kunst auf:
Warum werden plötzlich Millionen für Dateien gezahlt? Bringen digitale Eigentumszertifikate – NFTs genannt – eine Demokratisierung des Mäzenatentums? Radikalisieren sie nur bestehende Machtgefälle? Oder handelt es sich um einen bloßen Fetisch?
Wieder bläst eine Avantgarde zum Sturm auf die etablierte Kunst und ihre Institutionen. Im Gepäck hat sie eine nostalgische Computerspielästhetik und eine neue Sorte Ware mit gigantischen Gewinnversprechen.
Mit dem Boom NFT-zertifizierter Krypto-Kunst ergießt sich eine Schwemme digitaler Folklore über eine Kunstwelt, die ihre mühsam errungenen Werte infrage gestellt sieht. Kolja Reichert zeigt in seiner Publikation, dass es weniger Kunst als Geschichte selbst ist, auf die hier gewettet wird – und wie darin die Grenzen von Publikum und Werk, von Kunst und Geld verschwimmen.
PS: Die von Morrien visionierten Rieseneier am Kölner Dom und auf der Kasseler documenta werden bis Dezember auch als NFTs erhältlich sein. Wer mag, kann sich die sogenannten META-FREGGS* dann rechtzeitig zum Fest selbst schenken oder Friends & Family damit erfreuen.
*META-FREGG ist eine Service Marke von COP -Birgitt E. Morrien. Die Wortschöpfung setzt sich aus FRieden + EGGS zusammen.
Kolja Reichert, geboren 1982, ist Kunstkritiker. Er war Redakteur von Spike Art Quarterly, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. 2018 erhielt er den Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste Berlin.
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