Eine Sendung von Sarah Seidel
Mit dem Namen Jelena Ana Milcetic in Amerika Gesangs-Karriere machen? Nahezu unmöglich. Helen Merrill? Schon viel besser! Mit dem Künstlernamen war eine junge Sängerin, deren Eltern aus Kroatien in die USA gekommen waren, in der New Yorker Jazzszene der 1950er Jahre unterwegs.
Helen Merrill – als junge Sängerin unter den Stars des Bebop
Ihre Stimme wie ein Flüstern, ein Hauchen, scheinbar ganz nah dran am Ohr. Songs, von ihr gern im Balladentempo gesungen. Das wusste nicht nur Miles Davis zu schätzen, als er sie nachts in den Clubs hörte. “The Sigh Of New York“, das Seufzen von New York – so einen Spitznamen muss man sich auch erst einmal verdienen.
Helen Merrill beim North Sea Jazz Festival in den Niederlanden in den 90er Jahren.
Im Club 845 in der Bronx jammten viele der großen Bebop-Solisten. Helen Merrill, noch ein Teenager, machte dort als Helen Milcetic ihre ersten Schritte Richtung Jazz-Star. Mit einem ausgeprägt guten Gehör und genügend Lässigkeit, um mit den berühmten Kollegen auf die Bühne zu gehen. Was sie an Gesangs-Know-How noch nicht draufhatte, das brachte ihr Billie Holiday höchstpersönlich bei.
Vom Ankommen und Weggehen
Helen Merrills erster Mann war Jazzmusiker und spielte Klarinette beim Pianisten und Bandleader Earl Hines, mit dem sie als Sängerin auf Tour ging. 1954 nahm sie ihr Debüt-Album mit dem jungen Trompeter Clifford Brown auf – arrangiert von Quincy Jones. 1956 dann das Album “Dream Of You” mit Gil Evans. Kein schlechter Einstieg für eine Karriere, die über die Jahre nicht ganz geradlinig verlief.
Helen Merrill ging in den 1960er Jahren von Amerika nach Rom, lebte dort ein paar Jahre, tourte in Europa, kehrte zurück nach New York. Mit einem neuen Mann an ihrer Seite dann 1967 Aufbruch Richtung Tokio. Fünf Jahre später wieder zurück in New York mit einem dritten Ehemann, dem Pianisten und Arrangeur Torrie Zito.
Als Arne Reimer die Sängerin 2012 an der Upper East Side von Manhattan besucht hat, zog sie gerade in ein Appartement mit zwei Zimmern und einem Klavier. Ein Instrument, das sie immer gern selbst gespielt hätte, aber bei ihr nur dastand, um von ihren musikalischen Begleitern genutzt zu werden.
Her Voice:
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