Mut machen: Auspacken im Alter

PRESSEMELDUNG

Coach engagiert sich für Menschenrechte & Karriere

Was US-Medienstar Oprah Winfrey tat, tut nun auch Senior Coach Birgitt Morrien: Auspacken, was an Tabus rührt. Das Fundament sollte jedoch solide sein, das schwerwiegende Dinge zu tragen hat: So erklärt sich, dass die Buchautorin und Essayistin in in ihrer Rede vor dem Kölner Dom zunächst die Essenz eines ganzen Lebens ausrollt, um erst dann auf den entscheidenden Punkt zu kommen. Denn Selbstoffenbarung ist eine Aufgabe, die gut vorbereitet sein will und ebenso sinnstiftend wirken wie Mut erfordern kann. >>Weiterlesen

 

DIE REDE

Birgitt E. Morrien

  

Widmung

Für eine 18-Jährige

Mir sehr lieb

 

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AUSPACKEN IM ALTER* (Videolink)

 

MEIN FUNDAMENT: Ich bin reich

Wer hoch hinauswill, muss erst tief graben. Wer mutig ist, ist auch mit den eigenen Ängsten vertraut.

Wer weiß schon, ob der nächste Spatenstich nicht einen Schädel zutage fördert, der nur unangenehme Fragen aufwirft.

Trotzdem habe ich damit immer weitergemacht und auf die Art viele Schätze ausgegraben.

Dass ich mutig bin, habe ich erst langsam kapiert, weil ich doch bei jedem tiefen Stich, bei jedem großen Schritt innerlich gezittert habe.

Abenteuer erfordern Mut, weil sie uns Angst machen. Wir betreten Neuland, auf dem wir uns ohne Navi zurechtfinden müssen.

Meine Rede heute empfinde ich in diesem Sinne als mein nächstes großes Abenteuer!

 

MEINE ABENTEUER: Ich bin mutig

1960er-Jahre: Mit 5 schreie ich mir die Seele aus dem Leib. Mein Vater ist plötzlich gestorben. Ich habe Blinddarm. Doch kehrt er in meinen Träumen zu mir zurück und ich entdecke die Welt der Visionen.

1970er-Jahre: Mit 17 erzähle ich Freund*innen und Familie, dass ich mich in eine Freundin verliebt habe. Das hieß lesbisch und klang (nicht nur damals) irgendwie krank.

1980er-Jahre: Mit 21 breche ich zum Studium auf nach Neuengland. Als Stipendiatin gehe ich als Erste in der Familie, die überhaupt studiert hat, nach Boston. Ein Befreiungsakt!

1990er-Jahre: Mit 35 traue ich mich und mache mich als Coach selbstständig mit DreamGuidance: Meine Methode [1] nutzt zur Orientierung an beruflichen Wendepunkten über die Ratio hinaus auch das intuitive Wissen der Träume. Ein Ansatz, der zunächst vielfach belächelt wird.

2000er-Jahre: Mit 45 gelingt mir der wissenschaftliche Nachweis für die Wirksamkeit meines Vorgehens. [2] Klient*innen schreiben darüber und ich veröffentliche Artikel und Bücher zum Thema. [3]

2010er-Jahre: Mit 55 stelle ich mich auf die Bühne und töne in der Art sibirischer Schaman*innen [4]: Lauschend weitet sich das Bewusstsein und Blockaden können sich lösen.

2020er-Jahre: 

Mit 61 schenke ich dem Kölner Dom ein 30 Meter hohes Riesenei [5+6], das an die massenhafte sexualisierte Gewalt  [7] in der Silvesternacht 2015/16 erinnern soll. Digital steht es schon.

Mit 63 spreche ich offen davon, dass auch ich mit 18 Jahren vergewaltigt worden bin. [8] Scham und Schweigen erkläre ich hiermit für beendet und hole mir meine Würde zurück.

Das bin ich der jungen Frau schuldig, die ich einmal war, die mit niemandem über ihre Gewalterfahrung sprechen konnte, die sie daher schließlich jahrzehntelang verdrängt hat.

 

MEINE VISION: Wir sind sicher

Zahllose Generationen Verletzter wie mir, Überlebende aller Herren Länder. Sie alle stehen hinter mir und stärken mir den Rücken. Ihre unerhörte Verzweiflung verleiht mir Kraft. [09]

Mit 85 berichte ich im Kölner Dom über die dann vergangenen 22 Jahre.

Darüber, wie wir alle gesprochen haben. Nur leise zunächst, doch in sich langsam und sicher weitenden Kreisen.

Darüber, wie uns schließlich die schiere Masse Flüsternder die Macht summender Meere verlieh.

Darüber, wie wir den Krieg [10] beendeten, der jahrtausendelang gegen uns geführt wurde.

Friedlich. Ehrfurcht erweckend. [11]

 

*Es gab einen Tag im vergangenen Sommer, an dem mir diese Rede vor dem Dom zu halten möglich war. Der Ton ist leider von eingeschränkter Qualität, da das externe Mikrofon ausfiel. Zu dieser Rede inspiriert hat mich das Projekt Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen ///  Auspacken im Alter (Titel geschützt).

[1] DreamGuidance-Methode

[2] DreamGuidance-Studie

[3] DreamGuidance-Media

[4] Personality Unplugged® (Slide Deck)

[5] Kunst als Zukunftsversprechen und Antwort auf komplexe Zeitfragen: eiei.art

[6] Meine Rede zu Kunst & Coaching: Schöpferisch wirksam: ARTS IN COACHING & THE COACH AS AN ARTIST

[7] Morrien-Literaturtipps zu Sexismus & Rassismus (2022) / Bücherempfehlungen von Zeit-Online (2019) & Informationen zum Bündnis: Gemeinsam gegen Sexismus

[8] Prominente, die öffentlich über ihre Gewalterfahrungen berichtet haben, sind u.a. US-TV-Queen Oprah Winfrey und Literaturnobelpreisträgern Annie Ernaux. Die international gefeierte Sängerin Duffy berichtet, durch die Gewalterfahrung zehn Jahre ihrer Karriere verloren zu haben.
Über ihre Gewalterfahrungen berichtete auch Virginia Woolf, die ein Leben lang unter Depressionen litt. /  Prof. Louise de Salvo über Virginia Woolf: Die Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs auf ihr Werk. Auf Deutsch antiquarisch erhältlich.

#MeToo: Das Buch

#MeToo / She Said: Der Film

#MeToo – Fünf Jahre in Deutschland: “Der Blick ist geschärfter

#MeToo Gründerin Tarana Burke: ‘You have to use your privilege to serve other people

[9] Die fehlende Dokumentation sexualisierter Gewalt am Beispiel der Shoa: „Ein Thema, das zu wenig Ausdruck findet, ist zum Beispiel der Missbrauch von jüdischen Frauen und Kindern während der Shoah,” stellt Noam Rachmilevitch fest, Archivar des Ghetto Fighters‘ House, des ersten Museums der Shoa in Israel. Lange hätten Frauen aufgrund von Stigmatisierung nicht darüber sprechen wollen, was ihnen geschehen war „Man konnte also über die Grauen des Holocaust sprechen, aber über sexualisierten Machtmissbrauch wurde geschwiegen. Dabei geschah es überall”, weiß Noam Rachmilevitch und erinnert an Zivia Lubetkin, eine Ghettokämpferin, die das Ghetto Fighters‘ House gemeinsam mit anderen Ghettokämpfern gegründet hat.  ,Wir würden uns wünschen, dass dieses Thema von der Holocaustforschung noch mehr beachtet wird.”

Rosa Budde: „Kämpfen für eine bessere Welt”, in: taz, 22.05.2023)

[10] Vergewaltigung ist ein Kriegsverbrechen, buchstäblich. Es ist ein generelles Verbrechen, dass weltweit genutzt wird, um mehrheitlich (90%+) Mädchen und Frauen zu demütigen. Sexual Assault Statistics 2023 (US & Worldwide) – EarthWeb.  Von 1.000 Vergewaltigungen werden 995 nicht geahndet. Besonders gefährdet sind Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren.  

[11] Marija Gimbutas: Friedensstiftende Forschung zu einer zwischen den Geschlechtern jahrtausendelang ausgewogenen (gynandric) Gesellschaftsform in Alteuropa.

– Gedankenpause –

HISTORISCH: Warum wurden dagegen in der Odyssee von Homer die zwölf Mägde geopfert, deren „Schuld” darin bestand, dass sie vergewaltigt wurden. Margaret Atwood weiß Antwort in „Penelope und die zwölf Mägde”, gelesen von Nina Kunzendorf und vielen anderen. Der Hörverlag, vier CDs, 215 Minuten, 22 Euro.

AKTUELL: “Sieben Winter in Teheran” rekonstruiert den weltweit Aufsehen erregenden Fall der Reyhaneh Jabbari. Reyhaney tötete als 19-Jährige den ehemaligen iranischen Geheimsdienstmitarbeiter Morteza Sarabandi, als dieser versuchte, sie zu vergewaltigen. Ein Mullah-Gericht drehte die Beweislage um und ordnete Blutrache gegen sie an. Das Todesurteil wurde nach sieben Jahren vom ältesten Sohn Sarbandis im Gefängnis vollstreckt.

– Gedankenpause –

Femizide sind ein internationales Phänomen: Das Aufdecken einer Gewalttat kann für die davon Betroffene lebensbedrohlich werden. In jedem Fall müssen sich Betroffene, die offen über ihre Erfahrung sprechen, mit Fragen im Umgang mit dem Stigma befassen. Die Gefahr besteht, auf ein negativ konnotiertes Merkmal reduziert zu werden.

 

Veranstaltungsoption:

Wenn Coaches & Coachees „MeToo“ sagen / Inspiration im Rahmen der DBVC-Themenfindung 2023

Es könnte relevant sein, dass Beratende, soweit sie dies bearbeitet haben, offen über ihre Gewalterfahrungen sprechen. Von (sexualisiertem) Machtmissbrauch (im Business) betroffene Klient*innen und Kolleg*innen fühlen sich so gestärkt. Anlässlich des Hollywoodfilms „She Said“ von Maria Schrader, der die erfolgreiche Recherche zweier Journalistinnen zu Harvey Weinstein nacherzählt, möchte ich dazu das Gespräch unter Coaches initiieren.

Format: Impuls & Gespräch

 

Hinweis zu finanzieller Förderung von Beratung/Therapie/Coaching für Betroffene sexualisierter Gewalt:

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend übernimmt Verantwortung gegenüber den Betroffenen sexuellen Missbrauchs im Kindes- und Jugendalter. Betroffene sexualisierter Gewalt im Kindes- und Jugendalter erhalten bei Bewilligung nicht nur niedrigschwellige und bedarfsgerechte, sondern auch zukünftig zeitnahe Hilfen. Dazu zählen etwa Therapie-Angebote, aber auch Coaching-Maßnahmen und die Teilnahme an einer Coaching-Fortbildung. Der maximale Bewilligungsrahmen beträgt 10.000 Euro.

Mehr Informationen: Fonds Sexueller Missbrauch

 

 

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