Coaching in Herrschaftszeiten

Das Magazin der Lokalpresse titelte jüngst „Das Patriarchat lebt“. Ein Dauerbrenner, der selten Schlagzeile macht, weil es auch ohne geht. Ob auf feierlichen Zusammenkünften oder in überregionalen Zeitungen. Zwei kleine Beispiele, bestimmt (k)ein Zufall.


Herrliche Feste:
Beim Kaffee nach der Taufe im Prenzlauer Berg erfahre ich vom sichtlich amüsierten Patenonkel, dass er und ein Freund mit dem Kleinen schon die entscheidende Runde gemacht haben: Bordell, Kneipe und Fußballstadion. Alle lachen. Die Taufzeremonie in einer schönen alten katholischen Kirche wirkt da wie der feierliche Höhepunkt eines mächtigen  Einweihungsritus in Sachen Besitzstandssicherung. Einseitig zwar, doch gebilligt.

Herrliche Bücher:  In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 23. August verhält es sich so, dass im „Literatur Spezial“ des Feuilleton nicht eines der besprochenen Bücher aus der Feder einer Autorin stammt. Immerhin aber darf Elke Heidenreich als prominente Rezensentin eines der Autorenwerke besprechen, das einen Muttertod thematisiert. Zu erfahren,  welche lebendigen Autorinnen jüngst erhellend über Politik und Leben geschrieben, bleibt frommer Wunsch. Die Auswahl durchaus interessanter Männeransichten dagegen ist gesichert.
 

Lohnenswert zu lesen:

Unrast“ von Olga Tocarzuk. Die polnische Autorin beschreibt die gesellschaftliche Unsichtbarkeit von Frauen ab vierzig als „soziale Burka“. Ihre Beobachtungen verdankt die prominente Literatin jüngsten Reisen vorzugsweise allein zwischen China, Indien und Neuseeland.

»Die Reise ist wohl die größtmögliche Annäherung an das, was unsere moderne Welt zu sein scheint: Bewegung und Instabilität. Jede Epoche sieht sich versucht, den Zustand des zeitgenössischen Menschen mit irgendeinem schlauen Wort zu beschreiben. Mir scheint, dass für unsere Zeit ›Unrast‹ ein solches Wort sein könnte.«   Olga Tokarczuk

 

»Glückliches Polen, wo Bücher wie dieses mit dem wichtigsten Literaturpreis des Landes ausgezeichnet werden! Kaum vorstellbar, daß ein so abstraktes, dabei auf rätselhafteste Weise soghaftes Werk den Deutschen Buchpreis erhielte; der nämlich wäre das Äquivalent zum Nike-Preis.

Einen Roman im üblichen Verständnis hat Olga Tokarczuk nicht geschrieben, vielmehr ein Kompendium unterschiedlichster Textsorten und Textlängen – Aphorismen, Anekdoten, Fabeln, mythische Spielereien, philosophische Lehrstücke, Fragmente eines historischen Romans -, und das alles gebündelt unter dem treffenden Titel UNRAST.«      Ina Hartwig, Frankfurter Rundschau

 

Morriens Merksatz zum Thema:

Frieden braucht Ausgleich: Ausbeutung ist einseitig & sät Gewalt. Insofern ist Rassismus für Weiße ebenso schädlich wie Sexismus für Männer.

 

 

Sinnstiftende Karrieren

 

 

 

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