Seine Experimente mit der Kunstdroge LSD zählte der Apple-Gründer zu den wichtigsten Erfahrungen seines Lebens. Sie sprengten seine bis dahin gültigen Bewusstseinsgrenzen fundamental, um vollkommen veränderten Wahrnehmungen Raum zu schaffen. Die Vorstellung dessen, was möglich ist, war für ihn von Stund an auf unvorstellbare Weise erweitert.
Wer dazu berufen ist, wird es ihm nachtun: das Studium abbrechen und sich feuern lassen. Tun, was getan werden muss, weil er einfach keine andere Wahl mehr hat, als an den Erfolg einer vielleicht visionsreichen, jedoch mittellosen Existenz im Experimentierstadium zu glauben. Wer dazu berufen ist, wird dafür brennen und womöglich, wie Steve Jobs, schließlich daran verbrennen.
Meine Vision ist es, dass kreative Karrieren „gesunde“ Karrieren sein können, sich selbst weniger gefährdend. Ich sehe eine neue Generation schöpferischer Geister nachwachsen, die ihre Bewusstseinsräume ohne Kunstdroge erkunden. Ich sehe hochbegabte Habenichtse und müßiggehende Manager/-innen teilnehmen an mentalen Navigationstrainings in Hinterhofgaragen und an führenden Universitäten dieser Welt. Ich sehe die Getriebenen und Gestressten eintauchen in geistige Galaxien, um im befreienden Wissen um die ewigen Zyklen von Werden und Vergehen wieder aufzutauchen.
Ich sehe kreative Revolutionen sich Bahn brechen, die das Konzept von Revolution selbst ändern, weil Leben UND Tod gesellschaftlich wieder gegenwärtig geworden sind: „Das Bewusstsein, dass ich in nicht allzu ferner Zeit tot sein werde, ist das wichtigste Werkzeug, das mir bei den großen Entscheidungen in meinem Leben geholfen hat. Fast alles – alle Erwartungen von außen, aller Stolz, alle Furcht vor Peinlichkeiten oder dem Scheitern – fällt im Angesicht des Todes weg.“
Jobs’ Worte lesen sich wie ein Vermächtnis. 2005 im Wissen um seine tödliche Erkrankung gesprochen, rückt hier für ihn ins Zentrum, was zuvor randständig war: Tun, was uns zutiefst nährt und verbindet, mit uns selbst, mit anderen und mit dem Leben, auch wenn wir dafür vielleicht verlacht werden.
Hier verliert an Bedeutung, was sonst so wichtig scheint: Tun, was zwar Aussicht auf Sieg verspricht, uns jedoch kämpfend trennt, von uns selbst, von anderen und vom Leben. Stolz, aber allein. Und voller Angst davor, beim nächsten Gefecht womöglich doch zu verlieren, womöglich das eigene Leben.
Die Autorin hat mit DreamGuidance eine Coaching-Methode entwickelt, die über die Ratio hinaus zielführend auch das Wissen der Intuition nutzt. Im kommenden Jahr erscheint im Kösel-Verlag (Random House) das neue Buch der US-diplomierten Kommunikationswissenschaftlerin. Darin werden 35 Klientenberichte berücksichtigt, die über ihre Erfahrung im Perspektiven-Coaching bei der Kölner Unternehmens- und Managementberaterin berichten.
Textanmerkungen einer Kritikerin
Als Freundin einer im letzten Jahr an Krebs Erkrankten lese ich in diesem Text die These, dass Steve Jobs’ Art und Weise zu leben und zu arbeiten schließlich – in letzter Konsequenz – seinen Tod herbeigeführt haben. (Er ist also selbst schuld, wenn er an Krebs erkrankt.)
Dabei finde ich überlegenswert, a) dass eine Krebserkrankung die unterschiedlichsten Ursachen haben kann, die uns letztendlich verschlossen bleiben (ich durfte mit ansehen, wie quälend die Frage des/der Erkrankten ist: Hätte ich etwas tun können, um die Krankheit zu verhindern? Hätte ich anders leben/arbeiten sollen?), und b) dieser Text vielleicht auch den Mythos bedient: das Genie, das früh stirbt (wie wir das von Komponisten, Musikern, Literaten, Malern etc. ja auch kennen – wen die Götter lieben, den holen sie früh zu sich; Wer früher stirbt, ist länger Kult etc.).
Und was sind dann die „alten Konditionen radikaler Kreativität“? Dass derjenige mit dem (frühen) Tod rechnen muss, der für seine Idee brennt und sich dabei verausgabt? Auch das ist ja eine These.
Der Umkehrschluss würde bedeuten, „Techniken“ wie Coaching und Meditation und mentale Navigationstrainings etc. schützen die Kreativen vor Krankheit/Krebs/Tod? Ist das so?
Dies sind nur einige Überlegungen, da mir das Thema/die Krankheit grad so präsent ist (meiner Freundin geht es schon sehr viel besser und vielleicht hat sie „Glück“, aber wer weiß das schon?).
Die Autorin: EH arbeitet als Lektorin in Münster.
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