Horst Stipp über zehn aktuelle Medientrends in den USA.
Technologische Neuerungen und ihre Folgen sind oft zuerst in den USA zu beobachten. Welche Trends zeigen sich im dortigen Mediensektor?
Da in den USA der Erwerb neuer Medientechnologien immer weiter ansteigt, erhöht sich in den Haushalten auch die verfügbare Auswahl an Medien. Die verschiedenen Medien werden oftmals gleichzeitig genutzt, das so genannte Multitasking nimmt zu. Das Phänomen Multitasking ist einer der Gründe, warum die Fernsehnutzung trotz vielfältiger neuer Medien nicht gesunken ist. Vielmehr wird in allen Zielgruppen mehr ferngesehen als beispielsweise vor der Verbreitung des Internets. Als Gründe für die anhaltende Attraktivität des Fernsehens sind u.a. auch die gestiegene Programmauswahl – durchschnittlich können US-Bürger 119 Kanäle empfangen – und nicht zuletzt neue Impulse durch HDTV zu sehen.
Einer der wichtigsten Medientrends in den USA ist die Fragmentierung des Fernsehkonsums. Viele Abonnenten digitaler Programmpakete haben mehr als 200 Sender zur Verfügung. In der Konsequenz hat sich der Wettbewerb unter den Sendern verschärft. Hatten die großen Networks vor 20 Jahren noch Marktanteile von 20 bis 25 Prozent, erzielt heute selbst der Marktführer nur noch knapp 11 Prozent. Diese Fragmentierung führt dazu, dass selbst die großen Networks teilweise dazu übergehen, zielgruppenspezifische Sendungen ins Programm zu nehmen anstatt möglichst breite Bevölkerungskreise anzusprechen.
Computer, Onlineaktivitäten und deren Stellenwert für die Konsumenten sind in den USA deutlich im Wandel. Das Online-Sehen hat deutlich zugenommen. Allerdings zeigt sich, dass gut vier Fünftel der Online-Seher im Internet Sendungen anschauen, die sie im Fernsehen versäumt haben oder die sie ein weiteres Mal sehen wollen. Das Internet wird hier also als Ergänzung zum Fernsehen eingesetzt.
Ein weiterer wichtiger Trend ist das steigende Interesse an Inhalten auf Abruf und an zeitsouveränem Sehen mittels digitalem Videorecorder (DVR). Durchschnittlich werden im Fernsehen weniger als 5 Prozent aller Sendungen zeitversetzt gesehen. Aber die zeitversetzte Nutzung konzentriert sich auf Primetime-Hits; bei erfolgreichen Serien wie "The Office", "Grey’s Anatomy" und "CSI" findet schon über 25 Prozent der Nutzung zeitversetzt statt.
Nicht alle neuen Medientechnologien finden in den USA schnelle Verbreitung. So entwickeln sich Mobile Video (Handy-TV), interaktives Fernsehen und IPTV nur langsam.
Quelle: Media Perspektiven 5/2009, S. 226-232
Anmerkung: Dieser Trend kommt unserem Vorhaben, einen Coaching-Spartenkanal zu entwickeln, sehr entgegen.